Unser nächstes Ziel war San Antonio. Mit rund 1,4 Millionen Einwohner die siebtgrößte Stadt der USA und die zweitgrößte in Texas (nach Houston).
Die Hotelauswahl war ziemlich bescheiden. Entweder furchtbare Reviews oder horrende Preise, ein Ausweichen auf das Umland half da nicht wirklich. Ich habe dann in den sauren Apfel gebissen und mich bei Airbnb registriert, eine Plattform, die ich eigentlich ablehne. Zum einen, weil sie in Zeiten der Wohnungsknappheit in deutschen Städten ein Baustein zur Verschlimmerung der Lage darstellt, zum anderen, weil die Provisionen die da kassiert werden sehr frech sind. Nach der Registrierung und Freischaltung habe ich dann allerdings relativ schnell was gefunden. Recht zentrale Lage in der Stadt, gute Bewertungen, ruhige Wohngegend. Der Preis war auch im Rahmen (220 EUR für 4 Nächte), wenn man den Rahmen großzügig steckt. Alternativen gab es jedenfalls keine.
Das Ding mit dem Automieten
Wir haben letztendlich via VPN über das deutsche Expedia ein Auto gemietet, da das erheblich günstiger war als alle lokalen Optionen. Ich bin davon überzeugt, dass es vor allem an der Versicherung liegt, die man da günstiger in ein Inklusivpaket geschnürt bekommt. Auto war 261 EUR inkl. Steuern und Versicherung für 6 Tage, dazu eigentlich 81 USD für eine/n zweite/n Fahrer*in, welche vor Ort zu zahlen sind. Wieso „eigentlich“? Nun, Expedia hat das als Gesamtpreis für die Buchung angegeben, inkl. aller Steuern und Gebühren. Am Schalter bei Thrifty wurden dann 115,50 USD fällig (mit Steuern und Gebühren, die zusätzlich ausgewiesen waren). Das ist so natürlich nicht korrekt und ich befinde mich im offenen Konflikt mit Expedia zwecks einer Rückerstattung der Differenz, bisher ergebnisoffen.
Das Ding mit dem Autofahren
Trotz der Tatsache, dass ich ja quasi noch Fahranfänger bin (seit April), habe ich mich getraut, hier zu fahren. Zum Glück saß Miriam neben mir, manchmal hätte ich Dinge einfach nicht gerafft. Innerorts gibt es seltsame Spurverengungen und Veränderungen, die sehr kurzfristig angekündigt werden. Da wird die rechte Spur zur Abbiegerspur und man hat nur wenige Meter zum reagieren, bevor man die Kreuzung erreicht. Vor allem mit viel Verkehr ziemlich gefährlich, wenn man mich fragt.
Auf der Interstate und dem Highway fehlt mir ehrlich gesagt das Rechtsfahrgebot. Jeder fährt so schnell (oder so langsam) wie er möchte, freie Spurwahl. Das führt dann sehr häufig zu seltsamen rechts/links Überholmanövern von Leuten, die es sehr eilig haben. Ich musste sehr aufmerksam bleiben, was das fahren irgendwie ermüdend gestaltet. Dazu sind vor allem in Ballungsräumen die Abzweigungen sehr vielfältig. Teilungen, Parallelabfahrten und Abfahrten von der linken Fahrbahn sind da keine Seltenheit.
Auf kleineren Landstraßen war das dann komplett anders, da sie oft einspurig und sehr kurvig sind. Hier hat sich sogar Spaß beim Fahren eingestellt 😉
Ich bin die ersten rund 330km bis nach Austin gefahren. Dort haben wir zu Abend gegessen und ich habe Miriam weiterfahren lassen. Der Irrsinn auf der Interstate war mir dann bei Nacht doch etwas zu viel. Gegen 23:00 Uhr sind wir in unserer Unterkunft angekommen und direkt ins Bett gefallen.
San Antonio
Nachdem ich in Dallas ja ganz viele Grand Theft Auto-Vibes hatte (ich merke jedes mal, wenn ich den USA bin, wie sehr mich diese Spielereihe sozialisiert hat, haha), zeigt San Antonio ein ganz anderes Gesicht. Es hat nicht lange gedauert, bis ich zu Miriam sagte, dass sei die erste Stadt in den USA die ich kennenlerne, die irgendwie wie eine „richtige“ Stadt auf mich wirkt. „Richtig“ beschreibt dabei meine europäische Sicht auf Siedlungsnormen vergangener Jahrhunderte. Das ist, angewendet auf die noch so jungen USA, natürlich sehr vermessen. In SA habe ich trotzdem ein gutes Gefühl. Alles ist verhältnismäßig sauber, es gibt gut angelegte Parks und Parkstreifen über das ganze Stadtgebiet verteilt, viele Viertel wirken natürlich gewachsen und entwickelt.
Um es uns in der Hitze so richtig zu geben, haben wir einen Ausflug in ein kleines Dorf etwas außerhalb gemacht, Castroville. Französische Siedler haben hier die ersten Häuser gebaut, viele davon sind noch gut erhalten. Wir haben dort ein kleines Museum besucht und eine Tour bekommen. Ich habe eben noch mal nachgeschaut und musste feststellen, dass wir nicht ein einziges Foto gemacht haben. Naja, ist halt so. Wer sich dafür interessiert: Klick
Auf dem Rückweg sind wir in den „Japanese Tea Garden“ gefahren, da das auf einer Liste der Orte steht, die man sich mal anschauen soll. Die Parkanlage wurde 1899 angelegt, vorher wurde dort seit 1840 Sandstein abgebaut. Was man aus so einer Steingrube machen kann, sieht man hier ganz gut:
Leider war es mit 44°C im Schatten unerträglich heiß, in der Sonne dementsprechend krasser. Ausladende Spaziergänge oder ein längeres verweilen war nicht drin. Wir sind von Schatten zu Schatten gehuscht, haben uns die ganze Anlage angesehen und sind dann nach ca. 40 Minuten wieder zurück ins Auto.
Riverwalk
Während der letzten Woche in Hico wurden wir ständig gefragt, ob wir „den Riverwalk machen“, wenn wir nach SA fahren. Ich hatte keine Ahnung, worum es sich handelt (und habe auch nicht nachgeschaut). Wir sind dann am Abend in die Stadt gefahren, wo wir nach langer Suche auch einen Parkplatz gefunden haben. Die Stadt war sehr belebt, auch hier hatte ich ein grundsätzlich gutes Gefühl. Überhaupt nicht dieses „abgesiffte US-Großstadt“-Gefühl, sondern alles war irgendwie nice, belebt, sauber und aufgeräumt. Im Dunkeln ist das natürlich alles noch viel schicker, so mit bunten Lichtern und bling bling. Der Riverwalk ist quasi ein Vergnügungsviertel, gelegen an einem Kanal, der sich wie ein kleiner Fluss durch das Gebiet windet. Wir setzen uns ja nicht (mehr) in irgendwelche Bars, um dort unsere Cola zu trinken, aber die Aufenthaltsqualität dort hätte mir früher sicherlich sehr zugesagt.
Es ist dort möglich, mit so kleinen Booten eine Tour zu machen (~16 USD), die haben wir uns aber gespart. Es war ganz gut, endlich mal wieder ein bisschen zu Fuß zu gehen. Darüber hinaus sind Budget-Cuts echt notwendig, jeder Blick auf die Kreditkartenabrechnung lässt erahnen, dass der Puffer für das Ende der Reise erheblich zusammenschrumpft.
In jedem Falle bin ich froh, hierher gekommen zu sein. San Antonio ist auf jeden Fall einen Besuch wert, wenn man in Texas ist.
The Alamo
Die wahrscheinlich wichtigste Sehenswürdigkeit in SA für viele, vor allem für Menschen aus Texas. Wikipedia schreibt dazu:
Das Alamo (álamo spanisch für Pappel) ist eine zum Fort ausgebaute ehemalige Missionsstation in der texanischen Stadt San Antonio. Bekannt wurde es durch die Schlacht von Alamo des Texanischen Unabhängigkeitskrieges 1835/1836, als die Verteidiger des Forts schließlich von mexikanischen Truppen besiegt wurden. Alamo gehört heute als Teil der San Antonio Missions zum Welterbe in den Vereinigten Staaten von Amerika.
https://de.wikipedia.org/wiki/Alamo
Es ist möglich, ein kostenfreies Ticket zu erwerben und sich das Gebäude auch von innen anzusehen. Wir haben uns mit der Zeit leider völlig verschätzt und ich habe ständig darauf bestanden, den Besuch aufzuschieben. Naja, am Ende war dafür keine Zeit mehr. Ich bin kurz hingelaufen, bin einmal drumherum spaziert (schöner Garten!), habe ein paar Bilder gemacht und Infotafeln gelesen. Miriam ist in der Zeit mit dem Auto zwei Runden um den Block gefahren (Parken kostet 15 USD, nein Danke) und ich bin wieder eingestiegen. Richtiger Geschichtsbanause, dieser Oliver.
Weiter! Weiter!
Wir haben noch zwei Tagesausflüge unternommen, über die ich beim nächsten Mal schreibe. Danach ging es zurück in nördliche Richtung, die texanische Hauptstadt Austin war unser nächstes Ziel. Bis dahin!