Die Fahrt führte uns über die Brennerautobahn geradewegs nach Italien. Auf dem Weg fielen mir die Baustellenschilder für den „Brenner-Basistunnel“ auf. Ich war neugierig und fragte Herr Google, was das denn sei. Und siehe da: Ein Eisenbahntunnel unterhalb des Brenner-Passes, der die Reisezeit zwischen Österreich und Italien in Zukunft deutlich verkürzt -zumindest für Zugreisende. Und ganz nebenbei wird das auch die längste unterirdische Eisenbahnverbindung der Welt. Wieder was gelernt.
Autobahn als Luxusgut
Die Fahrt auf der Brennerautobahn kostete uns rund 10 EUR auf der österreichischen Seite und nochmal rund 16 EUR auf der italienischen Seite (bis Verona). Den Teil auf der italienischen Seite hätte man natürlich massiv reduzieren können, wenn man die parallele Straße gefahren wäre. Aber…wir wollten natürlich auch schnell ankommen, um noch etwas vom Tag zu haben.
Ich habe viel über die Maut nachgedacht und bin persönlich der Meinung, dass das eigentlich eine sehr gute und sehr faire Art der Gebührenerhebung ist. Die Pauschalabgabe in Form einer KFZ-Steuer erscheint erst mal grundlegend solidarisch. Bei genauerer Betrachtung fallen mir aber Besonderheiten auf, die ich nicht sonderlich solidarisch finde. Der Rentner mit seinem betagten aber gut gepflegten Mercedes zahlt ordentlich in den Steuertopf ein, unabhängig der zurückgelegten Strecke. Die Einkaufsfahrt in den Supermarkt im Nachbarort ist somit gleichwertig mit abertausenden Autobahnkilometern -pro Woche.
Die Idee, im Unterhalt kostenintensive Straßen von denen finanzieren zu lassen, die sie tatsächlich nutzen, ist keine schlechte. Aber das nur am Rande.
Campen in der Stadt
Ich habe während der Fahrt einen Campingplatz ausgesucht. Laut Maps ist er sehr nah am Stadtzentrum, das sollte sich auch bewahrheiten. Auf einem Hügel, oberhalb des historischen Stadtkerns, thront eine alte Festung, das Castel San Pietro. Knapp dahinter sind noch Ruinen einer alten Burganlage, in denen sich ein Campingplatz befindet. Die Lage scheint perfekt für unseren ersten Stopp in Verona.
Es gibt ein paar Dinge, die uns bei der Auswahl eines Campingplatzes sehr wichtig sind. Da wir mit dem Auto und einem Zelt reisen, präferieren wir natürlich Campingplätze, bei denen wir direkt neben dem Zelt parken können. Sollte das nicht möglich sein, ist der Platz oft schon direkt raus aus dem Kreis der Auserwählten. Die einzige Ausnahme: Es gibt keine Alternative oder wir bleiben nur für eine Nacht und der Parkplatz ist sehr nah.
Der gesamte Campingplatz ist in Hanglage und demnach mit Terrassen angelegt. Es gibt wenige Stellplätze für Wohnmobile am Eingang, ansonsten viele kleine Nischen für Zelte -aber alle ohne PKW-Stellplatz. Auf dem Gelände verteilt gibt es verschiedene kleine Parkflächen, die man für 6 EUR pro Nacht dazu mieten kann. Das erschien uns zu teuer. Nach ein bisschen Hickhack haben wir uns für einen gemütlichen Platz in der Nähe des Eingangs entschieden und unser Auto auf der Straße geparkt. Das war so auch in Ordnung, dazu aber mehr an einem anderen Tag. Bezeichnend war hier auch die Geräuschkulisse: Ich habe selten bis nie SO VIELE Zikaden gehört, wie hier. Es war….sehr laut:
Ansonsten war der Platz sehr gemütlich, wenn auch sehr basic. Die sanitären Anlagen sind recht betagt aber funktional. Das Bistro ist gut ausgestattet (auch wenn ich es nicht benutzt habe) und es gibt einen Gemeinschaftsraum mit Brettspielen, einer Tischtennisplatte und anderem Kram. Der untere Teil ist urgemütlich und wäre meine Wahl für einen längeren Aufenthalt in einer größeren Gruppe.
Verona Downtown
Das Zelt steht, alles ist verräumt: Ab in die Stadt. Durch unseren tollen Reise-Masterplan ist es jetzt früher Nachmittag und uns bleibt viel Zeit, die Stadt zu erkunden. Für mich war es in erster Linie ein befreiendes Gefühl, wieder in Italien zu sein. Ich weiß nicht, ob ich das schon erwähnt habe, aber ich liebe Italien. Es kommt immer so unscheinbar und langweilig daher, wenn man sagt, dass man Urlaub in Italien macht. Italien, ja, kennt man halt. Ist warm, fahren die Deutschen gerne hin, Pizza, diesdas. Für mich ist es trotzdem immer etwas besonderes. Es ist dieses spezielle Gefühl, diese spezielle Atmosphäre. Ich fühle mich hier sehr wohl.
Verona also, die Stadt von Romeo und Julia. Ich möchte nicht das letzte bisschen Romantik in euch zerstören, aber ich haue es direkt raus: Die Geschichte ist erfunden. Shakespeare bediente sich schon an alten Motiven und Erzählungen, die Familien gab es vermutlich wirklich, zumindest glaubt man das. Aber im Endeffekt ist die gesamte Handlung frei erfunden. Buh.
Das hält die Stadt aber nicht davon ab, Julias Balkon als Attraktion und das Haus ihrer Familie als Museum zu betreiben. Generell ist man eben die Stadt von Romeo und Julia. Das generiert Profit, also macht man das.
Die Stadt ist ganz schön und lädt zum schlendern ein. Es gibt viele belebte Straßen, etliche Geschäfte, viel für das leibliche Wohl und auch ein paar Sehenswürdigkeiten, zum Beispiel die Arena die Verona, ein römisches Amphitheater. Es ist sehr gut erhalten und wird für den Spielbetrieb genutzt.
Zum Schluss sind wir, na klar, in einer Pizzeria eingekehrt. Etwas abseits, in einer Seitenstraße. In Deutschland würden wir dazu „Hipsterpizza“ sagen, weil der Laden sehr modern und sehr jugendlich auf uns wirkte. Die vielen guten Bewertungen von Einheimischen machten uns aber Lust darauf, deswegen probierten wir es aus. Die Pizzeria „Du de Cope“ war eine gute Wahl. Das Essen war lecker und die vielen Italiener um uns herum waren ein gutes Zeichen.
Vollgefuttert machten wir uns auf den Weg zurück zum Campingplatz. Es war noch immer sehr heiß und es warteten ewig viele Stufen darauf, von uns erklommen zu werden. So anstrengend der Weg auch war, der Sonnenuntergang von einer erhöhten Position entschädigte dafür. Hätte ich da schon gewusst, was für eine Nacht mir bevorsteht, wäre ich vielleicht weniger entspannt gewesen…