Die letzten Tage waren dann doch sehr turbulent und anstrengend, ich hatte dementsprechend auch keine Zeit, keine Lust oder schlicht keine Energie mehr, noch etwas zu schreiben oder festzuhalten. Tatsächlich musste ich erst mal nachschauen, was ich im letzten Beitrag erzählt habe. Here we go:
Das Ding mit dem Gepäck #2
Wir sind am Mittwoch, dem 23. August, nach Dallas zum Flughafen aufgebrochen. Der Rest der Familie ist zurück nach Florida und wir waren erstmal wieder auf uns alleine gestellt. Es hieß, unser Gepäck sei in der Nacht zuvor von American Airlines von Quito via Miami nach Dallas transportiert worden (Flugdetails via WhatsApp-Screenshot. Da fällt einem nichts mehr zu ein). Mehr Infos gab es nicht. Auf der Fahrt zum Flughafen haben wir noch mal mit der Gepäckhotline in Spanien telefoniert, wo man uns nicht sagen konnte wann und wo wir das Gepäck abholen können. Macht ja nichts, DFW ist ja nur der zweit- bzw. drittgrößte Flughafen der Welt. Uns wurde gesagt wir sollen auf einen Anruf warten, wenn unser Gepäck zur Abholung bereit ist. Spoiler: Der Anruf kam nie.
Am Flughafen haben wir uns dann durchgefragt. Die Gefühlsachterbahn inkl. Terminalwechsel war dann nach rund anderthalb Stunden vorbei: Wir hatten endlich unser Gepäck zurück.
Und nun?
Wir wussten ja nicht, ob das tatsächlich klappt, so mit dem Gepäck und alles. Aus Gründen der Vorsicht haben wir uns dann für zwei Nächte in einem Hotel in Dallas einquartiert. Der Plan war, erstmal die Stadt anzuschauen und erst danach ein Auto zu mieten und die restlichen Tage ein bisschen „Urlaub“ zu machen, bevor wir uns wieder mit der Familie treffen.
Dallas
Die Hotelauswahl war echt schwierig, weil sie sich in den USA immer als schwierig erweist. Aus reiselogistischen Gründen war es wichtig, eine Unterkunft nahe der öffentlichen Bahn zu mieten, damit wir für die zwei Tage auch ohne Auto mobil sind. Wer schon mal in den USA war weiß, dass öffentlicher Nahverkehr dort im Grunde sehr stiefmütterlich behandelt wird und es gar nicht so einfach ist, etwas „in der Nähe“ zu finden. Der zweite Faktor ist, dass die Standards bei Hygiene und Reinigung extrem niedrig sind, gepaart mit hohen Kosten. Ich kann nur erahnen, was dafür die Gründe sind (und das ist jetzt hier auch der falsche Ort für gesellschaftspolitische und wirtschaftspolitische Analysen), aus Endkundensicht ist das aber alles ziemlich, naja, scheiße. Dann scheinen US-Amerikaner da auch weniger empfindlich zu sein, ich weiss es nicht. Ich bin jedenfalls eine große Mimose, wenn es darum geht, in welches Bett ich mich lege. Die Gefahr, sich das Bett mit Bettwanzen (Bedbugs) bzw. das Zimmer mit Kakerlaken zu teilen, ist hier ziemlich hoch. Ich habe SEHR lange Reviews gelesen (mein Highlight war: „Leider lief nachts eine Ratte durch mein Zimmer, sonst war alles ok“). Hmja. Ok.
Ich habe dann etwas gefunden. Nahe der Bahn (10 Minuten Fußweg), aber lange Fahrt in die Innenstadt (34 Minuten), und über unserem preislichen Rahmen (100 USD/Nacht), für die USA aber noch ok.
Light Rail Transit
Die Fahrt mit der Bahn vom Flughafen war eigentlich sehr einfach, hat sich nur extrem gezogen (rund 90 Minuten). Die Züge sind alt, die Klimaanlage funktioniert aber (Hallo an die Deutsche Bahn).
Das war auch bitter nötig, denn die Temperatur kletterte an jedem Tag bis auf 43°C, ins besondere in der Stadt war das schon hart an meiner eigenen Belastungsgrenze. Es hat sich auch niemand draußen aufgehalten, der nicht unbedingt musste.
Downtown Dallas, Uptown Dallas und so weiter
Wir haben den vollen Tag in Dallas genutzt, um uns alles anzusehen was man sich ansehen sollte. Das hat auch fast alles geklappt. Es war so unerträglich heiß, dass wir unser normales „Wir laufen den ganzen Tag rum“-Programm nur schwer durchziehen konnten. Jeder Baumschatten auf dem Gehweg wurde ausgenutzt, alle 15-20 Minuten mussten wir irgendwo hineingehen, um uns kurz abzukühlen und neues Wasser zu kaufen. Kopfschmerzen gab es inklusive, einen Sonnenbrand zum Glück nicht.
Ich kann Dallas jetzt nicht unbedingt empfehlen. Es gibt paar coole Ecken für Foodies, independent shopping oder Bars und Kneipen (Deep Ellum, Bishop Arts District), aber alles ist sehr instagrammable und Hip, dadurch vieles auch einfach zu sehr Hype und Blabla. Industrieseife als Stückware bleibt auch Industrieseife, wenn ich ein Leinenkordel und einen handbeschrifteten Papierzettel dranknote. Das ist ja leider das Problem, was vieles alternative Orte sehr schnell kommerzialisiert und kaputtmacht. Das ist hier natürlich nicht anders wie in Frankfurt oder sonst auf der Welt.
Dazwischen gibt es viel Armut, Leute ohne festen Wohnsitz und auch offenkundig Suchtkranke. Das ist jetzt aus der Frankfurter Perspektive nichts Neues, zieht sich hier aber durch das gesamte öffentliche Leben und lässt sich eigentlich nur schwer ausblenden.
Grundsätzlich waren alle Leute ziemlich nett und hilfsbereit, vor allem in der Bahn. Es wurde sich oft erkundigt ob alles ok ist, ob wir Hilfe bei der Wegfindung brauchen und so weiter. Ein paar weirde Charaktere waren aber auch dabei. Ein Typ kam in regelmäßigen Abständen aus dem anderen Abteil gelaufen, sprang mit einem Karatemove die Treppe hinunter, machte dabei irgendwelche Geräusche und ging dann wieder zurück. Ein anderer hatte eine Machete am Hosenbund (wofür auch immer er die braucht) und eine Frau stieg halbnackt in die Bahn ein, um sich dann während der Fahrt halbwegs anzuziehen. Meiner Meinung nach war das ein bisschen merkwürdiger als Begegnungen in der Frankfurt U-Bahn, aber vielleicht habe ich auch nur einen besonderen Tag erwischt 😉
Uptown-Trolley
Ich bin ja absolut kein Eisenbahnromantiker, manchmal bin ich dann aber trotzdem ein bisschen maschinenromantisch oder zumindest interessiert. Zwischen Downtown und Uptown verkehrt eine alte Straßenbahn, betrieben von einem Verein und spendenbasiert. Dementsprechend auch kostenlos und ein akzeptiertes Verkehrsmittel. Die Strecke wird auch anders nicht wirklich abgedeckt, was zur Akzeptanz beiträgt.
Die Fahrt dauert seine Zeit und ist recht gemütlich, aber auf jeden Fall etwas Besonderes. Wir mussten die Strecke sowieso fahren und mir war das vorher nicht bewusst, dementsprechend größer war die Überraschung:
Und weiter?
Das waren anderthalb Tage Dallas. Für den Freitagnachmittag haben wir ein Auto angemietet, mit dem wir die restlichen Tage bis zum 31. August durch die Gegend fahren wollen. Wohin es geht, erzähle ich beim nächsten Mal.