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Huaraz

Wir verlassen Lima an diesem Morgen in nördliche Richtung. Die meisten Touristenströme bewegen sich ab Lima nur nach Süden, da dort die berühmtesten Sehenswürdigkeiten zu finden sind. Da wir ja viel Zeit haben und den Norden auch besucht hätten, wenn wir von Ecuador gekommen wären, gönnen wir uns diese Schleife.

Busfahrt am Tag

Wir wollten natürlich auch etwas von der Landschaft sehen, da war es für uns klar, dass wir die erste Busfahrt auf jeden Fall am Tage antreten werden. Viel zu sehen gab es aber erstmal nicht, nur unendlich anmutende Dünen, Bauruinen von Siedlungsprojekten und jede Menge Plastikmüll am Fahrbahnrand. Oft sah es auch einfach aus wie auf dem Mars:

Nach einigen Stunden bog der Bus dann ab, verließ die Küstenstraße und fuhr in Richtung der Anden. Es sollte noch ein paar Stunden dauern, aber dann veränderte sich die Landschaft (endlich) erheblich.

Die Ebene auf dem letzten Bild ist schon Andenhochland und befindet sich auf ca. 2500-3000 Meter über dem Meeresspiegel. Ich hatte im Bus an der einen oder anderen Stelle schon ein bisschen Schnappatmung bzw. musste mal bewusst tief durchatmen (auch wenn das nichts hilft) da die Luft hier oben schon merklich dünner ist, als ich das gewohnt bin.

Wir kamen dann nach Einbruch der Dunkelheit in Huaraz an. Der erste Eindruck bestand aus Lärm, Hektik und Abgasen. Wir sind auf direktem Weg in unser Hostel marschiert, haben eingecheckt und das Gepäck abgeladen. Um die Suche nach dem Abendessen abzukürzen bzw. aufgrund der fortgeschrittenen Uhrzeit haben wir die einfachste Option gezogen und sind in einer Pizzeria eingekehrt. Was jetzt erst mal hart nach Kulturbanause klingt ist aber gar nicht so merkwürdig, wie es scheint. Pizza gibt es hier an jeder Ecke und man kann mit fug und recht behaupten, es ist Teil der peruanischen Essenskultur (das gleiche gilt für Burger), es ist unglaublich beliebtes Essen unter Einheimischen.

Die Pizza war ganz lecker (Holzofen!) und hat uns gut gesättigt. Die Atmosphäre in dem Laden war auch ganz okay, es war recht gemütlich und, bedingt durch den Holzofen im Gastraum, auch schön warm. Danach ging es zurück ins Hostel, wir waren müde und nach so vielen Stunden im Bus war es an der Zeit, die Beine auszustrecken.

Das Ding mit der Höhenkrankheit

Am nächsten Morgen bin ich aufgewacht und hatte mittelstarke Kopfschmerzen, leichte Gliederschmerzen, war total matt und schlapp. Dazu ein starkes Durstgefühl und Probleme mit der Atmung. Ich habe mich aus dem Bett gequält und bin mit Miriam zum Frühstück. Ihr ging es übrigens blendend.
Das Frühstück hier war…naja. Es gab zwei „Andenbrötchen“, die ich am ehesten als XXXS Pita bezeichnen würde, ein Spiegelei, ranzige Margarine und Marmelade, die nach Schimmel geschmeckt hat. Dazu ein Glas Saft aus dem Mixer: mal Erdbeere, mal Banane, mal mit Milch und mal ohne. Das Frühstück war jeden Tag gleich und ich habe mich schnell an das Brötchen und das Ei gewöhnt, der Saft war auch okay, Margarine und Marmelade habe ich nach dem gustatorischen Debakel des ersten Morgens nie wieder angefasst.

Es ging sonst nicht viel mit mir, die rund zwanzig Treppenstufen zurück ins Zimmer haben mich schon vollkommen fertig gemacht. Ich kam mir vor wie ein 200kg schwerer, kettenrauchender Asthmatiker in seinen Siebzigern. Ätzend.
Später am Tag sind wir noch ein bisschen durch den Ort gelaufen. Ich will mal hier einfach direkt ganz ehrlich sein: Huaraz ist unglaublich hässlich. Also wirklich. Der Plaza de Armas, der Hauptplatz, ist der einzige schöne Fleck in der ganzen Stadt (siehe Beitragsbild). Der Rest ist furchtbar. Dazu so laut, viel Feinstaub durch den krassen Verkehr, permanentes Gehupe, schreiende Straßenhändler und Taxifahrer, bellende Straßenhunde; eine wahre Kakophonie der Straße. Ich habe mich direkt an Manila erinnert, was in diesem Zusammenhang kein Kompliment ist.
Huaraz ist, wie ich schon mal erwähnt habe, ein großes Hub für allerlei Wandertouren und Outdooraktivitäten in der näheren Umgebung und dementsprechend auf Tourismus ausgerichtet. Es gibt Tourenanbieter an jeder Ecke, Unmengen an Hostels und Hotels und dementsprechend auch Gastronomie. Um so mehr verwundert es mich, wie chaotisch sich die Stadt präsentiert, wo hier sicherlich Unmengen an Geld herangetragen werden. Es scheint aber, außer mir, auch niemanden zu stören.

Ich habe leider kein Bild, dass das Chaos deutlich darstellt. Vielleicht kann man trotzdem nachvollziehen, warum es mir so schwergefallen ist, dem Ort etwas abzugewinnen.

Unser Ausblick von der Hostelterrasse

Wie so oft wenn ich unterwegs bin, habe ich irgendwelche Videospielreferenzen, so auch hier. Mich erinnert vieles an den Anfang von Dying Light. Auch das ist nicht wirklich als Kompliment zu verstehen.

Wir sind noch durch die Markthalle geschlendert und danach wieder zurück ins Hostel. Ich war richtig im Eimer und wollte mich weiter ausruhen. Ich hatte die Hoffnung, dass es mir am nächsten Tag besser geht und wir endlich etwas machen können…

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