Wie schon im vorherigen Beitrag erwähnt, haben wir uns dazu entschlossen einen seichten Tag einzuschieben. In einem Kleinbus sitzen und nur ab und an aussteigen klang dabei genau richtig. Die Wahl fiel also auf die Ruine einer Prä-Inka Zivilisation, den Chavín. Wikipedia schreibt dazu:
Chavín de Huántar ist eine archäologische Stätte in Peru, die erst zu 15 Prozent genau erforscht ist. Sie hat einer Kultur den Namen gegeben, die sich zeitlich zwischen 850 v. Chr. bis 200 v. Chr. erstreckte. Die Chavín-Kultur breitete sich sowohl im Hochland als auch entlang des Küstengebietes aus und hat viele der nachfolgenden Kulturen beeinflusst. Die UNESCO erklärte Chavín im Jahr 1985 zur UNESCO-Welterbe-Stätte
wikipedia.org
Beschaffungsstress
Ich möchte morgens bitte unbedingt einen Kaffee trinken, das ist mein grundsätzlicher Zustand. Ich muss auf Reisen, aus den unterschiedlichsten Gründen, leider sehr oft darauf verzichten. So auch hier, denn zum glorreichen Frühstück wird kein Kaffee serviert. Also nicht wirklich: Es gibt ein verkrustetes Glas mit Instant-Gedöns. Nein Danke, dann lieber den Kamillentee.
Ich habe also die großartige Idee, noch schnell 15 Minuten zu einem Café zu laufen, mir dort einen Americano zu kaufen, schnell im Supermarkt noch Brot und Aufstrich zu holen, Geld abzuheben und zurück ins Hostel zu laufen, um dort das Ei und das Brötchen zu Essen. Um 8:30 Uhr werden wir dann für unsere Tour abgeholt. Ich habe das alles irgendwie geschafft und dabei gelernt, dass eine Öffnungszeit „ab 8:00 Uhr“ in einem Supermarkt nur bedeutet, dass die Belegschaft um 8:00 Uhr das Gebäude betritt. Das war mein letztes zeitkritisches Vorhaben in Peru, so viel nehme ich mal vorweg.
Entspannte Touristentour
Wir wurden relativ pünktlich abgeholt, saßen im Kleinbus und lauschten während der Fahrt dem Vortrag unseres spanischen Guides -selbstverständlich ohne etwas zu verstehen. Es gibt keine englischsprachigen Touren, was mich dann in einem so touristisch geprägten Ort doch etwas verwundert hat. Egal.
Unser erster Halt war Laguna Querococha. Das war ganz nett für ein paar Fotos, zum Durchatmen und kurz die Beine vertreten. Der Wind war sehr frisch und nach rund 20 Minuten saßen wir wieder im Auto. Fast alle, jedenfalls. Wir warteten noch weitere 15 Minuten auf eine Familie, ich nenne sie hier mal Schnöselfamilie, die sich sehr spät dazu entschieden hat, noch Snacks einzukaufen. Da kommt der Alman in mir durch, sowas nervt mich tierisch.
Die weitere Fahrt verlief ereignislos, aus dem Fenster heraus haben wir ein paar Bilder von der interessanten Landschaft machen können.
Die Ruinen von Chauvín
Nach ein paar Stunden Fahrt kamen wir an unserem Ziel an. Nach dem Zahlen des Eintritts und einer kurzen Toilettenpause begann eine ca. anderthalbstündige Führung durch die Ruinen. Mit unserem Guide. Auf Spanisch.
Google Translator gab sein Bestes, versagte bei zu vielen Sätzen aber kläglich. Die wesentlichen Inhalte konnten wir uns aber irgendwie erschließen. Die gesamte Anlage lässt mich zwiegespalten zurück. Es ist alt und irgendwie besonders, leider aber auch ein bisschen unspektakulär anzusehen.
Ich habe wirklich, wirklich, wirklich versucht, total offen und mit Begeisterung an diesen Ort heranzugehen, es ist mir leider nicht so richtig geglückt. Es war nur so semi-interessant.
Museum und Mittagessen
Nach dem Besuch der Ausgrabungsstätte sind wir mit der Gruppe weiter zum dazugehörigen Museum gefahren. Wir haben uns den Eintritt und den 20minütigen Besuch dort gespart, da wir gelesen haben, dass im Museum fast ausschließlich Replikas ausgestellt sind, da die Originale in Museen in Lima untergebracht wurden. Replikas? Langweilig.
Danach ging es zum Mittagessen. Zu unserer Enttäuschung nicht in einem Restaurant im Ort, sondern einem Touristenrestaurant weit außerhalb. Uns blieb also keine Möglichkeit nach einem vegetarischen Restaurant zu suchen und vor Ort gab es keine Gerichte für uns. Wir haben uns also auf eine Bank gesetzt und unseren Notfalltoast gegessen. Toast bedeutet hier eine ganze Packung labbrigen Vollkorntoast, auf die wir vor Ort eine pikante Paprikacreme aus einer Plastikfolie gedrückt haben. Das sah nicht nur aus wie Klassenfahrt in der 6. Klasse, das hat sich auch so angefühlt. Am Ende waren wir aber gesättigt, das war die Hauptsache.
Der Papa der Schnösels hat mich dann kurz angequatscht und wollte wissen wo wir herkommen, was wir so machen und so weiter. Er selbst kommt aus Trujillo und wollte mal etwas von seinen Vorfahren lernen, er war noch nie in Huaraz und Umgebung. Danach noch kurz das Fußballthema angeschnitten -von Pizarro zur Bundesliga, von der Bundesliga zur Eintracht und von der Eintracht zu Carlos Zambrano (Zambrano hat noch immer einen Platz in meinem Herzen).
Rückfahrt mit Reifenpanne
Die Rückfahrt war nicht weniger anstrengend als die Hinfahrt, denn, und das habe ich noch gar nicht erwähnt, es ist eine große Tugend eines jeden peruanischen Busfahrers, JEDEM Schlagloch auszuweichen. Dabei spielt es keine Rolle, ob man eine Vollbremsung hinlegen muss, ob man auf die Gegenfahrbahn ausweicht, Serpentinenkurven schneidet oder andere gefährliche Manöver darbietet. Oberste Priorität hat die Vermeidung des Schlaglochs. Und Schlaglöcher gibt es hier viele. Sehr viele.
Es kam wie es kommen musste: Bei einem dieser Ausweichmanöver kam der Reifen zu nah an den Fahrbahnrand (>30cm Unterschied) und rutschte über die Kante. War jetzt nicht sonderlich gefährlich für uns aber sehr gefährlich für den Reifen. Er starb noch an der Unfallstelle.
Es gab zum Glück ein Ersatzrad im Kofferraum welches der Fahrer und der Guide in rund 20 Minuten montiert hatten. Der Rest der Fahrt verlief dann ereignislos und wir kamen mit einstündiger Verspätung wieder in Huaraz an.
Das Abendessen haben wir wegen nur mäßigem Hunger ausfallen lassen. Wir sind noch mal in den Supermarkt und haben für den nächsten Tag eingekauft, an dem wir noch früher abgeholt werden sollten. Was wir da für eine Tour gemacht haben, erzähle ich dann beim nächsten Mal. Bis dahin!