Die ungefähr 260km lange Fahrt von Lima nach Paracas dauert nur ungefähr dreieinhalb Stunden. Paracas ist ein kleiner Küstenort mit knapp unter 3000 Einwohnern (2017) und der Ausgangspunkt für Erkundungen der gleichnamigen Halbinsel. Wir beginnen mit der Fahrt in Richtung Süden die typische „Tourismusroute“ durch Peru, die auch von anderen, rein touristischen Busunternehmen, abgedeckt wird.
Das wird uns schon beim Aussteigen am Busbahnhof besonders deutlich, die Anzahl an Touristen, die man eindeutig nicht einem Andenstaat zuordnen kann, hat zugenommen.
Gut und günstig
Wir haben ein Doppelzimmer mit eigenem Bad in einem günstigen Hostel gefunden (15 EUR/Nacht), ein kleines bisschen außerhalb des Zentrums. Da hier aber alles sehr klein und nah beieinander ist, reden wir hier auch nur von maximal 10 Minuten Fußweg, also vollkommen im Rahmen. Das Bad hatte kein Fenster und keinerlei Öffnung, man musste es also durch die Eingangstür und das große Fenster zum Innenhof mit dem gesamten Raum lüften. Das war jetzt nicht das gelbe vom Ei, aber kein großes Ding. Das Bett und der Raum waren bequem und sauber.
Erkundung
Nach einer erfrischenden Dusche und ein bisschen Erholung von den Reisestrapazen, haben wir uns auf den Weg in den Ort gemacht. Laut Maps gibt es dort ein Restaurant mit vegetarischen Gerichten, unser Ziel war also klar.
Der Ort erinnert an vielen Punkten an einen kleinen, touristischen Strandort, wie man sie zuhauf kennt. Der Zahn der Zeit hat hier aber besonders heftig genagt, vermutlich auch deutliche Spuren der Pandemie und der damit verbundenen Einnahmeausfälle. Wir haben uns im Restaurant auf der Dachterrasse niedergelassen, drei Gerichte und einen Liter Limonade bestellt und die Leute am Strand beobachtet:
Nach vier Tagen in Huancayo habe ich mich gefühlt, als sei ich im Paradies. Das Essen konnte mit dem Paradies allerdings nicht mithalten. Es war geschmacklich okay, aber irgendwie fand ich alles in diesem Laden etwas schmutzig, was auf meinen Appetit und meine Wahrnehmung ja immer einen großen Einfluss hat.
Meer…
Vor der Halbinsel liegt die Isla Ballestas, ein Naturschutzgebiet und Heimat von vielen Seevögeln, Seelöwen und, das besondere Highlight, Humboldt-Pinguinen. Die Insel ist ein Guano-Hotspot und Guano wird auch heute noch behutsam abgebaut -nur alle paar Jahre, unter strengen Auflagen und zu Gunsten der peruanischen Staatskasse.
Wir haben uns bei einem der unzähligen Tourismusanbieter über eine Tour informiert. Englisch ist hier kein Problem mehr, man ist hier gut auf Touristen eingestellt. So findet auch die Tour in zwei Sprachen statt. Der Preis ist nicht der Rede wert und wir buchen uns einen Trip für den nächsten Morgen. Ein Ticket für den Nationalpark muss man sich gesondert kaufen, was wir dann auch gleich noch erledigt haben.
Am nächsten Morgen, nach dem inkludierten peruanischen Brot/Butter/Marmelade/Saft-Frühstück, machten wir uns auf dem Weg zum Hafen. Unser Tourverkäufer begrüßte uns und reichte uns weiter an den Bootsmann/Führer für den Ausflug. Am Hafen muss man noch eine Benutzungsgebühr entrichten bevor man in die Boote steigen kann.
Auf dem Weg zur Isla del Sol fuhren wir an Zeichen vorbei, die denen aus Nazca sehr ähnlich sind und vermutlich von der gleichen präkolumbianischen Kultur dort angebracht wurden.
Für mich persönlich ist es noch immer schleierhaft, wie Linien im Sand eine solche lange Zeit überdauern und Wind und Wetter trotzen können.
Die Fahrt dauerte insgesamt rund anderthalb bis zwei Stunden und wir haben einen guten Eindruck davon bekommen, was auf der Insel so los ist. Pinguine haben wir auch gesehen, auch wenn wir uns die in größerer Anzahl und vielleicht weniger schmutzig erhofft haben 😉
Den Rest des Tages sind wir ganz gemütlich angegangen. Ich habe mir Zeit genommen, ein bisschen zu Schreiben und Miriam hat sich die Zeit mit Lesen vertrieben.
…und Wüste
Ein ziemlich krasser Kontrast zum Meer bildet natürlich die Wüste, die hier alles umgibt. Auch wenn salziges Meerwasser jetzt nicht der Inbegriff von Fruchtbarkeit ist, so sind das doch zwei ziemlich interessante Gegensätze.
Für die Erkundung der Halbinsel kann man aus einem Angebot an Quads/ATVs, Wüstenbuggys, Rollern oder Fahrrädern wählen. Die ATVs und Buggys gibt es nur in einer geführten Tour, was ich persönlich etwas langweilig finde. Ein Roller war kurz eine Option, wir haben uns dann aber für die sportliche Variante entschieden: Zwei Fahrräder.
Die Leihe am Vormittag lieg über den gleichen Mann wie am Vortag, er war uns ja sympathisch. Die Räder waren in einem „okay“-Zustand und nach zwei Reklamationen dann auch mit gutem Gewissen fahrbar. Man darf da eben grundsätzlich nicht zu viel von eher günstigen Rädern erwarten, Wüstensand und salzige Meeresluft erledigen dann ziemlich schnell den Rest.
Es ist heiß!
Schon während wir aus dem Ort fahren, in dem es noch ab und an einen schattenspendenden Baum am Straßenrand gibt, wird mir klar, dass das hier eine besondere Ausfahrt wird. Es ist schon ziemlich warm und die Sonne steht hoch am wolkenlosen Himmel.
Wir hielten kurz nach dem Ortsausgang an einem Aussichtspunkt eines nahegelegenen Wasserreservoirs, an dem sich gerne (chilenische) Flamingos während des Winters aufhalten.
Ich nutze die kurze Pause und schmiere mir eine Extraschicht Sonnencreme auf meine Arme und meine Schultern. Viel hilft viel. Bestimmt.
Nach einer kurzen Weile kommen wir an einen Checkpoint, an dem unser Nationalparkticket kontrolliert wird. Danach geht es noch ein Stück auf einer asphaltierten Straße weiter. Der heiße Wind bläst aus vollem Rohr, die Sonne brutzelt von oben herab. Ich erweitere mein Outfit um mein „Erfrischungshandtuch“, welches jetzt als Sonnenschutz herhalten muss. Außerdem eine gute Gelegenheit, nochmal Sonnencreme aufzutragen, nicht wahr?
Nach einer kurzen Steigung müssen wir von der asphaltierten Straße auf eine Staubpiste abbiegen. Noch mehr Steigung, dann folgt eine längere Abfahrt und die erste Station unserer Ausflugs: Playa Roja. Der Sand hier ist rot gefärbt, was für eine schöne Farbkombination mit der Umgebung sorgt. Aufgrund der Fragilität des Strandes ist betreten hier verboten, nur gucken erlaubt.
Wir trinken etwas unter dem „Dach“, welches immerhin Halbschatten spendet. Ich nutze die Gelegenheit und trage nochmal Sonnencreme auf. Sicher ist sicher.
Die Staubpiste wird hier wieder mehr zur Straße, die aber einen großen Bogen macht. Wir haltne uns für schlau und fahren eine Abkürzung entlang des Wasserlochs. Die ersten Meter waren noch in Ordnung, dann wurde der Sand zu tief und wir mussten schieben. Wir fanden eindeutige Indizien dafür, dass dieses Wasserloch mal größer gewesen sein muss:
Nach einer kurzen Weile konnten wir wieder aufsatteln und weiterradeln.
Im Hintergrund erkennt man eine Steigung, die ziemlich human aussieht. Das ist leider eine optische Täuschung, aus der Nähe war sie nicht mehr so human. Gepaart mit dem ständigen, trockenen Wind, der ballernden Sonne, der generellen Wärme und dem technischen Zustand unserer Räder war das schon eine Herausforderung.
Als wir über den Berg geradelt kamen, sahen wir eine lange Abfahrt. Hier habe ich gemerkt, dass nur eine meiner beiden Bremsen funktioniert. Und das auch nur, wenn ich sehr viel Kraft aufwende. Ich kam sicher unten an, meine Hand hatte allerdings Druckstellen.
Auf dieser Seite der Insel gibt es zwei Strände. Der Parkplatz des ersteren war mit vielen Bussen vollgestellt, wir haben es also direkt gelassen und nicht mal einen Blick darauf geworfen. Wir sind direkt zum zweiten Strand geradelt, der wesentlich weniger frequentiert war. Das war auf jeden Fall die richtige Entscheidung.
Das Wasser war ein bisschen kalt und dementsprechend sehr erfrischend. Nach der Brathähnchen-Radtour bis hierher eine willkommene Abwechslung. Ich bin zwischendurch mal kurz raus um mich aufzuwärmen, war aber sehr viel im Wasser.
Ein paar Tage vorher haben wir im hässlichen und verregneten Huancayo auf über 3000m gefroren, jetzt liege ich in Badehose in der Wüste am Strand. Die Gegensätze in Peru sind krass.
Die Ruhe am Strand war super, ich konnte es richtig genießen. Während ich im Wasser war ist noch eine Gruppe Delfine vorbeigeschwommen, etwa 50-100m von mir entfernt. Das war absolut surreal und hat die friedliche Atmosphäre dieses Ortes nochmal unterstrichen.
Rückfahrt
Alles ist einmal vorbei, so auch mein Badeausflug. Zurück in die anderen Klamotten, nochmal ordentlich Sonnencreme auftragen, Helm auf und den Berg wieder hinauf. Uff. Langsam hat sich auch mein Po gemeldet, der seinen Unmut über den Fahrradsattel nicht länger geheim halten konnte. Sand und Salz auf der Haut waren da nicht unbedingt förderlich.
Wir sind diesmal nicht die „Abkürzung“ gefahren, sondern haben den weiten Bogen mitgenommen, um ein bisschen radeln zu können. Zwischendurch musste ich mal anhalten um ein Bild vom Straßenbelag zu machen, dem der stetig gleiche Wind und der Sand in der Luft ziemlich interessant zugesetzt haben.
Wir waren pünktlich zum Sonnenuntergang wieder zurück im Ort und haben die Fahrräder abgegeben. Zum Abendessen gab es mal wieder Pizza, da die andere Lokalitäten nicht wirklich vegetarische Speisen im Angebot hatten.
Und weiter?
Die normale „Touristenroute“ würde uns jetzt nach Nazca führen. Wir haben uns allerdings dagegen entschieden, da die Linien von Nazca nur gut aus einem Flugzeug zu sehen sind und wir uns das Geld lieber sparen wollten. So wichtig waren uns die Linien dann doch nicht.
Unser nächster Halt ist demnach Arequipa. Da es keine direkte Verbindung gab, buchten wir eine Fahrt bis Ica, aßen dort zu Mittag und fuhren nach ein paar Stunden mit einem Nachtbus weiter bis nach Arequipa. Aber das ist eine Geschichte für einen anderen Tag.