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Kleines Inselparadies..?

Unsere nächste Station war Baclayon, von wo wir auf die vorgelagerte Insel Pamilacan übersetzen wollten. pamilacan_maps

 

Pamilacan kannte ich aus einer Dokumentation, die ich mal auf youtube gesehen habe. Klingt komisch? Ja, fand ich auch. Ich wollte deswegen unbedingt dorthin und es war ein seltsames Gefühl einen Ort zu besuchen, den man aus „dem Fernsehen“ kennt, sozusagen. Die Insel ist von etwa 100 Leuten bewohnt, die alle früher Wale und Delphine gefangen, gegessen und verkauft haben. Das war ihr Lebensunterhalt. Durch die (glücklicherweise) veränderten Gesetze verloren die Leute ihre Lebensgrundlage und mussten sich etwas Neues einfallen lassen, was sie dann auch getan haben: Das seit Ewigkeiten weitergetragene Knowhow der Wal- und Delphinfischerei setzen sie nun ein, um Touristen die Tiere zeigen zu können. Begünstigt wird das von den warmen Strömungen der Gegend, da sich dort ganzjährig die verschiedensten Arten herumtreiben.Watch movie online Get Out (2017)

Laut Reiseführer kann man am Anleger mit den Einheimischen mitfahren, am Besten gelingt das am Markttag. Nun…es war Markttag. Wir versuchten also unser Glück am Bootsanleger. Noch bevor wir richtig ankamen, quatschte uns ein komischer Typ auf Cebuano an und meinte was von „Boat“, „Junior“ und „Police Station“, bevor er aufgeregt und eilig wieder verschwand. Wir waren ziemlich verwirrt und hatten keine Ahnung, was der Herr nun eigentlich von uns wollte. Eine Dame am Anleger erbarmte sich dann und übersetzte das Kauderwelsch des Geflohenen: Ob wir auf das Boot von Junior warten würden, der sei gerade bei der Polizei etwas erledigen und er geht ihn mal schnell holen.

Wir warteten auf niemanden, das Boot unserer Unterkunft lehnten wir ab (2500 Peso mit Dolphinwatching), schließlich wollten wir eine günstige Passage für 50 Peso mit den Einheimischen. Aber es passierte nichts. Eine Stunde lang passierte nichts. Schließlich kamen wir über Umwege doch noch auf ein Boot mit allerlei Versorgungsgütern. Mit an Bord war Mary, die Inhaberin von „Mary’s Cottages“, einer der drei oder vier Pensionen der Insel. Im Laufe des Gesprächs kristallisierte sich heraus, dass auf dieser Insel jeder irgendwie mit jedem verwandt ist (alle waren irgendwie Nichten und Neffen von Mary) und es keinen Unterschied macht, bei wem man im Endeffekt schläft. Nun gut.

Die Überfahrt war super: Dieses kleine Fischerboot, voll beladen, guter Wellengang -das waren 14-18km voller Spaß und Freude (und feucht war es auch). Drüben angekommen empfang uns die Nichte von Mary, Karen, die für unsere Unterkunft verantwortlich war. Sie erzählte uns, dass für die Silvesterparty ganz viele Russen angereist sind, die eine sehr laute Strandparty abhalten wollen. Aufgrund dessen hat man uns für die Silvesternacht nicht in die Cottage gesteckt, sondern uns in das Haus von Karen eingeladen.
Das Haus machte einen tollen Eindruck -alles war so neuwertig, aufgeräumt und ordentlich. Sie hatten sogar einen großen TV -ein Privileg! Das vermeintliche Update entpuppte sich nach Einbruch der Dunkelheit allerdings als Haus des Grauens: Ich entdeckte eine Kakerlake. Aber keine Kleine, wie bisher, sondern eine richtig, riesengroße Terrorschabe. Bah. Wir schreckten panisch hoch, schalteten das Licht ein. Ich war ein richtiger Schisser, mein Ekel vor diesen Tierchen spottet jeder Beschreibung (so wie andere Menschen bei Spinnen, vermute ich?). Mimi musste den mutigen Part übernehmen und schlug den ungebetenen Gast mit dem Schlappen tot. Jetzt aufgeregt und alarmiert, suchten wir das Zimmer weiter ab. Am beweglichen Fliegengitter, durch dessen Rahmen sie auch duchgekrabbelt sind, saß noch eine. Ich stelle den Rucksack auf die Seite, woraufhin noch eine zum Vorschein kam. Die vom Fenster flüchtete unter das Bett, die andere hinter den Vorhang. Die Vorhangkakerlake, mit 6-7cm die Größte des Abends, erhielt einen Hieb von Mimi und ging zu Boden, war allerdings noch nicht ganz hinüber. Das DEET im AntiBrumm Insektenmittel gab ihr den Rest.
Nun kam der spannende Teil: Da saß auf unserem Bambusbett eine Kakerlake, irgendwo zwischen den hunderten von Ritzen. Wir suchten und suchten und suchten -und wurden irgendwann auch fündig. Zwischendurch wurden noch zwei andere Exemplare erschlagen, die sich von irgendwo Zutritt verschafft haben oder schon im Raum waren. Die Fenster hielten wir also komplett verschlossen, die Hitze im Raum war unerträglich. Aber die Fenster öffnen kam nicht mehr in Frage. Wir spannten unser Moskitonetz über das Bett, um etwaige Schaben von uns abzuhalten. Mimi schlief irgendwann ein, die Hitze und der Ekel hielten mich allerdings wach. Weil wir nochmal ins Bad mussten, das muss so gegen 23 Uhr gewesen sein, öffneten wir die Tür zum Flurwohnzimmeresszimmerraum und trauten unseren Augen kaum: Der Boden war regelrecht übersät mit Kakerlaken, 20? 30? Ich blieb im Zimmer, Mimi ging ins Bad, in dem es nicht besser aussah. Aber auch hier keine Kleinen, sondern stattliche, ausgewachsene Schabentierchen. Zurück im Zimmer, unter unserem Moskito-und-Schaben-Abwehrnetz evaluierten wir die Lage „Solange das Licht an ist“, sagte ich mir, „ist alles okay“. Mimi schlief wieder ein, ich harrte aus.

Happy New Year!

Gegen 2 Uhr ging das Licht aus. Stromausfall, dachte ich. Es ging allerdings nicht wieder an. Ich leuchtete die verbleibenden Stunden bis zum Sonnenaufgang mit der Taschenlampe hin und her, tötete noch eine Minischabe und schwitze mich mehrere Kilogramm leichter. Was für eine Nacht.
Nach dem Frühstück (Hey, es gab Ei mit Reis!) spazierten wir eine Runde am Strand entlang. Ich war unglaublich müde, konnte aber am Strand keine Ruhe finden. Es war schön dort, keine Frage, aber die Sandflöhe vermiesten einen langen Aufenthalt ausserhalb des Wassers. Gegen Mittag durften wir dann ENDLICH in unsere Strandhütte umziehen. Die bot zwar keinerlei Komfort (kein fließendes Wasser, Strom nur von 16-24 Uhr, keine geschlossenen Fenster, offener Boden) aber wir hofften, dass uns die Tierchen erspart bleiben würden. Hier gabs ja auch keine eingelagerten Nahrungsmittel, der Ort sollte für Schaben also uninteressant sein. Ich installierte unser Netz und inspizierte die Hütte.
Mit dieser Gewissensberuhigung konnte ich endlich damit anfangen, den Blick von unserer Unterkunft aufs Meer zu genießen.

Blick aufs Meer

Blick aufs Meer

Unsere Unterkunft am Strand auf Pamilacan

Unsere Unterkunft am Strand auf Pamilacan

Die nächsten zwei Tage standen ganz im Zeichen eines echten Urlaubs: Drei warme Mahlzeiten am Tag frei Haus, planschen im Meer, rumliegen, Delphinbeobachtung und ein Erkundungstrip über die Insel. Der niedrige Standard unserer Unterkunft verstärkte das Gefühl von Abenteuer noch -ich war seit langer Zeit mal wieder wirklich sehr zufrieden und entspannt. Und ja: Wir hatten keinerlei Probleme mit Ungeziefer mehr. Zur Belohnung für die ganzen Textbeiträge gibts auch einfach mal nur Bilder:

Der "Hobbitrasen" am Strand

Der „Hobbitrasen“ am Strand

Pamilacan Fischerdorf

Pamilacan Fischerdorf

Pamilacan Fischerdorf

Ein typisches Fischerboot

Ein typisches Fischerboot

Die Hauptverkehrsader der kleinen Insel

Die Hauptverkehrsader der kleinen Insel

Pamilacan Dolphin-Watching

Delphine!

 

Nach drei Nächten auf Pamilacan setzten wir unsere Reise fort. Wir wurden in einer regnerischen Fahrt wieder ans Festland gebracht und verabschiedeten uns von unserem Bootsmann.
Pamilacan war auf den ersten Blick ein relativ teurer Zwischenstopp. Wir zahlten für zwei Personen insgesamt 7000 Peso (rund 130 EUR) für drei Nächte. Darin enthalten waren aber Transfer zur Insel und Zurück, Delphintour und 3x Mahlzeiten pro Person pro Tag. Für den Leistungsumfang also keineswegs zuviel. Und außerdem: Durch das Unterstützen dieser Leute trägt man aktiv zum Umweltschutz bei und ich habe ein viel besseres Gewissen, als mein Geld irgendeiner raffgierigen Hotelanlage in den Hals zu schmeissen.

Die nächste Station auf unserer Boholreise ist Loboc.

Bis dahin!

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2 Kommentare

  1. Julia O. 15. Januar 2015

    Achtung..es folgt ein Textbeitrag (!!!) ..nur damit du auch mal was zu lesen hast 😉 man könnte ja fast meinen du hättest manchmal Langeweile da drüben.
    Funny Story..Also hier im Süden der USA gehören Kakerlaken einfach mit dazu. Zum Glück sind sie bei uns nicht ganz so gross wie du sie erlebt hast..man könnte sie geradezu winzig nennen! Nichtsdestotrotz sind sie ECKLIG. Nachdem wir über den Sommer eine Kakerlaken Invasion in unserem Apartment hatten, bin ich da nicht mehr so empfindlich, solange ich einen Schuh in greifbarer Nähe habe. Seitdem ich Anfang August neue Mitbewohner bekommen habe, wird unser Hausfrieden allerdings des Öfteren durch laute Schreie und Hilferufe gestört…Meine Freundin Riley hat eine extreme Kakerlaken Phobie! Vor ein paar Wochen saßen wir zwei also in aller Gemütlichkeit bei uns im Wohnzimmer auf der Couch als Riley plötzlich aufschreit, von der Couch springt und sämtliche Kleidungsstücke von sich reißt. Kurzerhand hatte ich eine nur im Unterhöschen bekleidete erwachsene Frau vor mir stehen die zu allem Übermass auch noch am heulen war!! Ich wusste erst nicht ob lautes Lachen oder einfühlendes Mitheulen angebracht war. Nachdem der Grund dieses meltdowns beseitigt war, konnten wir dann aber zusammen darüber lachen! …Wusstet Du, dass Kakerlaken fliegen können?!? Bis dahin war uns beiden das Phänomen der fliegenden Kakerlake unbekannt gewesen und hatte Riley deshalb völlig aus den Socken geworfen (wortwörtlich). Es war wohl aus dem Nichts eine Kakerlake auf ihrem Arm gelandet und hatte versucht unter ihren Ärmel zu kriechen (deshalb auch der panische Reflex sich entblößen zu müssen um jegliche Eindringlinge loswerden zu können)! Nachdem ich auch dieses Ungetüm beseitigt hatte, konnte Riley sich wieder bekleiden, blieb der Couch jedoch bis auf Weiteres fern. Seither hat sich die Lage deutlich gebessert und Riley reagiert nicht mehr allzu panisch im Falle einer Kakerlaken-Sichtung. Dies mag auch daran liegen, dass unsere Wohnung mittlerweile mit sogenannten Kakerlakenhotels (kleine Giftboxen) sowie mit einer Sprühflasche Raid (Anti-Kakerlaken Spray) ausgestattet ist. Gerade heute morgen wurde ich allerdings von einem Schrei und mehrfachen Schuh-Schlägen aus unserer Küche geweckt (ich nehme mal an, dass sie den Übeltaeter erwischt hat, denn auf mein Angebot, zur Hilfe eilen zu können, bekam ich keine Antwort).
    In diesem Sinne wünsche ich Dir weiterhin viele abenteurliche Erlebnisse…bestmöglich natürlich ohne Kakerlaken!! 😉

  2. Dein Vater 14. April 2016

    Kann die Julia auch deutsch ???

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