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Es regnet, es regnet, die Erde wird nass…

Der Flughafen in Tagbilaran besitzt keine Art von Wartehalle oder Aufenthaltsraum. Nach der Gepäckausgabe steht man im Freien. Draussen, zwischen den ganzen Pfützen und Autos, war einen lange Stuhlreihe unter einem schmalen Vordach platziert. Ich habe mich also dort niedergelassen, noch immer schwer in Trauer wegen meinem Verlust, und auf Mimi gewartet. Der Flughafen kann immer nur eine Maschine abfertigen, dementsprechend hatten alle nachfolgenden Flüge auch eine Verspätung von über 45 Minuten. Wer sich fragt wieso wir getrennt geflogen sind: Mimi hatte noch einen Gratisflug für Cebu Pacific, den sie hier eingelöst hat. Der günstigste Flug generell war aber mit Tigerair, den haben wir dann aus Kostengründen für mich gebucht.

Gegen halb elf, ich wartete schon knapp 2 Stunden im Dauerregenwetter, landete Mimi und wir machten uns auf den Weg zum Hotel. Das es regnen würde, wussten wir ja. Schon die letzten zwei Tage schauten wir immer mehr oder minder besorgt auf den Wetterbericht für Bohol. Dementsprechend locker konnten wir jetzt auch erstmal damit umgehen, zumal das Wetter bei einem Stadtaufenthalt auch eher zweitrangig ist.

Das Hotelzimmer lag Downtown, im dritten Stock. Der Preis lag für uns beide mit 900 Peso pro Nacht inkl. Frühstück (ca. 16 EUR) eher im unteren Preissegment, war dafür aber absolut in Ordnung. Bedingt durch die Nacht davor und das miese Wetter war erstmal Zeit für ein ausgiebiges Nickerchen vor dem Fernseher. Später am Tag sind wir nochmal raus, im strömenden Regen, um Wasser zu kaufen, uns umzusehen und nach einem Restaurant zu suchen. Fündig wurden wir im „Buzzz Café“ in dem es neben den typischen Fleischgerichten auch zwei, drei vegetarische Gerichte gab. Der Laden hatte ein angenehmes Ambiente, war sehr liebevoll und ordentlich und machte einen „vollständigen‘ Eindruck, was uns positiv auffiel. Oftmals ist es hier so, dass zwar oberflächlich etwas auf schön getrimmt ist, einem zweiten Blick aber nicht standhält -sei es wegen Schmutzecken oder dem allgegenwärtigen Baupfusch/der Flickschusterei. Das war hier, wie gesagt, nicht so. Meine Cheesepizza war auch sehr lecker und die bisher beste, die ich auf den Philippinen essen konnte.

Im Hotel wollten wir den Fernseher mit PayTV noch ein bisschen ausnutzen, der angekündigte Tropensturm machte uns aber einen Strich durch die Rechnung. Gegen 23 Uhr bemerkte Mimi, dass Wasser von der Decke auf sie tropft. Sie ging runter um Bescheid zu geben und kam mit dem Mitarbeiter wieder nach oben. Wir wurden kurzerhand in ein anderes Zimmer verfrachtet, ebenfalls im dritten Stock. Wir checkten das Bett, es war trocken. Im Bad allerdings ergoss sich sintflutartig ein Wasserfall aus der Deckenlampe (!) auf den gefliesten Boden. Der Mitarbeiter zuckte nur mit den Schultern, lächelte und verschwand wieder. It’s more fun in the Philippines.
Wir hatten ca. zwei Stunden Zeit, uns an das neue Zimmer zu gewöhnen, bis wieder etwas auf das Bett tropfte. Der Sturm tobte draussen unbeirrt weiter. Wir versuchten, in alter Tetrismanier, die Möblierung des Zimmers an die Tropfstellen anzupassen um nicht nass zu werden, kapitulierten aber letztendlich. Das Dach schien ebenfalls zu kapitulieren, das Wasser fing an auch hier von der Deckenlampe zu tropfen.

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Wir weckten also erneut den Mitarbeiter und sind zum zweiten Mal in dieser Nacht umgezogen -diesmal in den zweiten Stock. Als wir letztendlich im Bett lagen war es 3 Uhr und wir dementsprechend gerädert.

Um 8:45 Uhr, eine Viertelstunde vor Ende der Frühstückszeit, saßen wir unten am Tisch, um wenigstens das Essen abzugreifen. Es gab das typische Filipino-Frühstück: Spiegelei und Reis. Dazu gibts klassischerweise noch Ham, Bacon oder Wurst -wir verzichteten logischerweise.

Ich muss an dieser Stelle sagen, dass mir das Frühstück sehr schwer fällt. Ich liebe Frühstücken und ich bin da sehr, sehr, sehr deutsch. Das klassische deutsche Sonntagsfrühstück mit Brötchen, Butter, Marmelade, Käse, Orangensaft, hartgekochtem Ei und richtigem, echten Kaffee -das fehlt mir unglaublich. Klar, man gewöhnt sich an Reis und Spiegelei und ich freue mich über die Gelegenheiten, an denen ich Pancakes essen kann, aber so ein warmes, frisches Brötchen mit Butter…hmmm.
Entsetzlich und gar grauenvoll ist hier allerdings der Umgang mit Kaffee. Dieses Land ist fest in der Hand von Nestlé und Nescafé und ihrem Instantsondermüll. Vom Palmöl mal abgesehen: Das ist kein Kaffee, das ist eine Beleidigung einer Getränkekultur. Den bisher besten Kaffee hatte ich, von China Airlines abgesehen, bei Henry. Das war regionaler Kaffee aus den Phillies, aber eben anständig und frisch aufgebrüht. Der brewed Coffee bei Dunkin Donuts stand schon ewig rum und war unglaublich bitter und widerlich. Und ansonsten ist aufgebrühter Kaffee hier eher unüblich. Wie gesagt: Instantsondermüll. Ich eifere meinem erste Siebträgermaschinen-Kaffee noch hinterher, die Hoffnung stirbt zuletzt.

Nach dem Frühstück schauten wir uns nochmal in der Stadt um. Wir waren noch immer auf der Suche nach der Post (daraus lässt sich auch noch ein eigener Beitrag generieren…) und wollten noch ein paar Dinge besorgen.
Tagbilaran ist die typische Provinzhauptstadt. Es gibt hier nichts Besonderes zu sehen, aber sie beschreibt den Lifestyle hier ganz gut. Ich habe versucht die Stimmung an der Hauptverkehrskreuzung in der Stadtmitte mal einzufangen:

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Der nächste Programmpunkt waren die Tarsier in Corella. Tarsier sind Primaten, die kleinsten Primaten um genau zu sein. Dem einen oder anderen sind sie eher als Koboldmaki ein Begriff. Laut Reiseführer dauert die Führung dort nicht sonderlich lange, es war also perfekt für den angebrochenen Tag.
Mit dem Tricycle (die hier irgendwie hässlicher sind als auf Luzon) ging es zum Busterminal am Stadtrand. Wir stiegen hier in einen Jeepney um. Während der Wartezeit hatte ich mal Gelegenheit, ungestört ein Foto vom vorderen Teil dieses Vehikels zu machen.

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Was aussieht wie aus der Schrauberei eines sechzehnjährigen Autofanatikers mit Schweissgerät ist wahrscheinlich auch genau so entstanden. Wenn ich mich an früher erinnere, dann muss ich immer daran denken, wie einige meiner Freunde und Bekannten (Hallo Oberbiel!) ihre kühnsten Autobastelfreuden in diesem Land ausleben könnten oder hätten ausleben können. Hier wird alles irgendwie zusammengeschustert, Hauptsache es fährt!

Nach einer ca. halbstündigen Fahrt kamen wir am Zielort an, der Jeepneyfahrer hielt und bedeutete uns, auszusteigen. Mitten im vermeintlichen Nirgendwo. Die Vegetation auf Bohol ist schon nochmal eine andere als auf Luzon, viel tropischer, und es stellte sich bei mir sofort so ein Urwald-Gefühl ein. Nach ca. 200 Metern waldeinwärts erreichten wir das „Tarsier Sanctuary“.
Der Tarsier ist nachtaktiv und furchtbar scheu. Tagsüber hängt er in einer Art Standby an ruhigen, dunklen Plätzen und ruht sich aus. Wird er dabei gestört, zB durch Lautstärke, viel Blitzlicht oder sogar Berührung, wählt der Tarsier den Freitod und verweigert die Nahrungsaufnahme bis zum bitteren Ende. Außerdem war dieses Tierchen wohl auch mal als Beute für den Menschen interessant, weshalb sein Bestand besonders schützenswert ist.
Die Mitarbeiter dieser Einrichtung suchen morgens nach den Tieren (die dann den ganzen Tag auf der gleichen Stelle sitzen bleiben, sofern ungestört) und zeigen sie dann in einem Rundgang den Besuchern.

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Das war ziemlich interessant und wir waren froh, welche gesehen zu haben. Der Reiseführer log aber keineswegs, eine Stunde später saßen wir im Jeepney zurück nach Tagbilaran.

An dieser Stelle nochmals Entschuldigung für alle Schreibfehler und Autocorrect-Fehler die noch vorhanden sind, falls sie vorhanden sind. Ich tippe nachts auf diesem Tablet rum und bin froh, wenn ich es geschafft habe 😉
Für Feedback und/oder Fragen in den Kommentaren bin ich übrigens sehr dankbar. Ich will wissen was mehr interessiert und was euch nur langweilt! Traut euch!

Bis Morgen!

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