Unser Bus (meinfernbus/flixbus) von Frankfurt nach Prag fuhr ab Hbf um 7:30 Uhr. Die Euroliner-Alternative um 5:xx Uhr war für uns zu früh, ausserdem wusste ich aus sicherer Quelle von einer Klassenfahrt in diesem Bus, es galt ihn also schon aus Gründen der Ruhe zu vermeiden (no offense, liebe Abendschüler :D).
Nach unspektakulären siebeneinhalb Stunden erreichten wir den Busbahnhof Florenc im Norden der Kernstadt. Die Busreise hierher kann ich jedem uneingeschränkt empfehlen, für 25 Euro schafft man das auf keinen Fall so komfortabel wie mit diesem ultramodernen und quasi fabrikneuen Fernbus. Ich hole hier nicht noch weiter aus, kann mir das obligatorische Kopfschütteln in Richtung der DB AG aber auch nicht verkneifen. Für 25 Euro komme ich noch nicht mal bis Würzburg…
Uns erwartete Sonnenschein, aber ziemlich kalte 23°C. Unter normalen Umständen kein Problem, aber Manila hat mich doch ziemlich empfindlich werden lassen 😉
Meine erste Begegnung mit den Einheimischen hat meine Laune aber erstmal gedämpft. Die Wechselstube am Busbahnhof hatte gerade (Nach-)Mittagspause, drum musste die Kreditkarte am Geldautomaten herhalten. Ich zog 3000 Kronen aus dem Automaten und bekam 3×1000, soweit also alles in Ordnung. Am Automaten für die Bahn dann aber die Ernüchterung: Wir brauchen Münzen. Das Ticket kostete nur 24 CZK p.P., von 48 bis zu 1000 ist die Differenz ordentlich. Ich ahnte, dass mir niemand wechseln will oder kann, drum ging ob gleich zu Plan B über und versuchte etwas zu kaufen. Die Frau in der Bäckerei wollte mir dann aber doch keinen Berliner mehr verkaufen als sie meinen Tausender sah und schickte mich weg. Im Laden nebenan (Tabak/Zeitschriften) nahm ich mir eine Cola aus dem Kühlregal, trottete zur Kasse und wollte bezahlen, als mich die Frauen hinter dem Tresen anplärrten: „Coins!“. Natürlich hatte ich keine Münzen, unabhängig davon fand ich die beiden Furien aber auch unglaublich unfreundlich. Ich erklärte, dass dies mein einziges Geld sei, was die beiden Damen vom Format tschechischer Kugelstoss-Landesmeisterinnen aber überhaupt nicht interessierte. „Coins!“ hallte es mir abermals entgegen. Ich zuckte mit den Schultern und wandte mich zum gehen ab, als ein donnerndes „PUT IT BACK!“ die Erde zum Beben brachte und die Zeit für eine Sekunde anzuhalten schien. Ich blickte die Frau fragend an und ihr bedrohlicher Laserblick versuchte regelrechte Löcher in mein Gesicht zu brennen als sie wiederholte „PUT IT BACK!“. So rude!
Ich kooperierte nicht und sagte ihr, sie kann die Cola selbst zurückbringen. Normalerweise hätte ich die Flasche selbst wieder weggestellt, aber das war einfach so frech und bösartig, ich konnte es kaum glauben.
Mittlerweile hatte die Wechselstube wieder geöffnet, wir besorgten uns Kleingeld und fuhren zu unserem Hostel, „Prague’s Heaven“ im Süden der Innenstadt, nahe des Kongresszentrums.
Dort angekommen wurden wir von der Inhaberin (afaik) begrüsst und bekamen eine kurze Einweisung inkl. Stadtplan und Notizen. Die ältere Dame, Anna, war sehr zuvorkommend und ein willkommener Kontrast zu den Kugelstoß-Ladies vom Busbahnhof. Wir hatten gleich einen guten Eindruck und konnten den auch bis zum Ende behalten. Das Bad und das WC wirkten neu, alles hier war sehr sauber und ordentlich. Wir luden unsere Sachen ab und machten uns wieder auf die Straße, ein bisschen die Stadt erkunden.
Prag ist wunderschön. Die Altbauten mit ihren schönen Fassaden, dem Stuck und kunstvollen Malereien sind genau mein Ding. Gegenüber München, Wien usw. kommt hier aber noch der gewisse Ostblockcharme dazu, den man an der einen oder anderen Ecke noch leicht verspürt. Ich hab mich gleich wohlgefühlt, muss aber auch gestehen, dass ich ein Prenzbergliebhaber bin, Gentrifizierung hin oder her.
Eine meiner großen Missionen ist der Test von vegetarischen Restaurants, was ich auch an diesem Abend wieder umsetzte. „Plevel“ hieß der Laden und das Essen war famos. Rote Beete-Burger, Tempeh-Sandwich und Blumenkohlsteak wurden bestellt und wussten, weitestgehende, auch zu überzeugen.
Am nächsten Tag machten wir die Stadtführung für lau (Sandemans). Unser Führer war nicht so gut wie sein Kollege in Berlin, aber die Tour war trotzdem gut und uns am Ende auch zehn Euro wert.
Auf meiner Liste standen noch das Kommunismusmuseum und das Foltermuseum, ich ließ aber beides ausfallen, als ich Reviews im Internet mit dem Eintrittspreis abgeglichen habe. So richtig das Geld wert war mir dann nichts mehr von beidem. Wir erkundeten wieder vieles zu Fuß, machten unglaublich viele Kilometer und saugten die Stadt in uns auf. Am Abend trafen wir noch zufällig in einem Biergarten (wussten wir nicht) auf Freunde aus Frankfurt die auch in Prag waren (wussten wir), was den Tag dann noch abrundete.
Ich höre an dieser Stelle jetzt mal auf, möchte aber schon mal anmerken, dass ich im nächsten Beitrag ein wenig schimpfen muss. Mehr wird aber noch nicht verraten. Bis morgen! 🙂