Der Hauptgrund für unseren Abstecher waren aber ganz klar die Pandabären. Die chinesische Regierung betreibt hier eine Zucht- und Aufzuchtstation im Verbund mit einem Forschungskomplex. Man interessiert sich heutzutage sehr für den Fortbestand dieser Art und ist recht bemüht, da auch nachzuhelfen. Leider kam die Einsicht auch erst sehr spät, man hat die letzten Jahrzehnte ungebremst damit zugebracht, Lebensräume zu zerstören. Aber das ist ja der Lauf der Dinge auf unserem Planeten, nicht wahr?
So ziemlich jeder Panda in jedem Zoo der Welt wird vermutlich schon mal in Chengdu gewesen sein oder zumindest von Eltern abstammen, die schon mal hier gewesen sind. Mittlerweile versteht sich China als Lizensierungsbetrieb und verdient auch wirkliches Geld mit ihrem Maskottchen. Ich habe vor ein paar Monaten einen Beitrag im Weltspiegel über die neuentdeckte Liebe zum Panda gesehen, das war recht interessant. Wer ein bisschen Google bemüht, findet auch interessante Videobeiträge zu dieser Einrichtung.
Auf jeden Fall bin ich aber nicht zum meckern nach Chengdu gefahren, sondern um mir Pandas anzusehen. Mimi mag die Dinger, wahrscheinlich findet sie so ziemlich jeder süß. Ich muss ehrlich gestehen, dass sie mir im großen und ganzen ziemlich egal waren bzw. auch nicht mehr oder weniger wichtig als andere Tiere. Das hat sich durch den Besuch auch nicht verändert, auch wenn ich jetzt einen anderen Bezug dazu habe als sie „nur mal auf einem Foto gesehen“ zu haben.
Ein Tag im Monokulturzoo
Wir sind recht früh raus, wollten uns noch was zum frühstücken auf der Straße schnappen (das Frühstück im Hostel war am Vortag eher so lala und uns für die Gegenleistung zu teuer), scheiterten dann aber an den gegebenen Möglichkeiten. Es gab kein Cafe, keine Bäckerei und nichts derggleichen im direkten Umfeld (zumindest noch nicht um diese Zeit). Los ging es also, ohne Kaffee und ohne Frühstück, mit dem Bus zum nördlichen Busbahnhof. Dort haben wir uns mit abgepackten Törtchen aufmunitioniert (Nicht so lecker, aber in der Not ein Lebensretter) und sind in den nächsten Bus gestiegen, der uns fast direkt bis zum Eingang der Chengdu Research Base of Giant Panda Breeding chauffiert hat.
Vor dem Eingang wurden wir wieder Zeuge der chinesischen Unfähigkeit, sich in eine Schlange zu stellen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das schon an einer anderen Stelle thematisiert habe, aber in eine Reihe stellen ist hier eher die Ausnahme. Da wird gedrängelt, überholt und frech vorbeigemogelt was das Zeug hält. Für einen Deutschen wie mich ist das immer ein bisschen eine Überforderung, vor allem, weil die Filipinos ja sehr an ihre Reihe und das Prinzip des Anstellens glauben und mir so die Praxis im Schubsdrängeln fehlt.
Miriam kam dann an ihrer Kasse vor mir an die Reihe und hat die Tickets gekauft -etwa 8 EUR pro Person. Wir sind dann mit der Masse der Leute durch das Tor und versuchten uns am ersten Hinweisschild erstmal zu orientieren.
Sieht groß aus? Ja, ist es auch. Ist zwar nicht vergleichbar mit der Größe eines richtigen Zoos, die Gestaltung der Anlage mit seinen vielen Wegen und seiner reichen Vegetation zwischen ebendiesen erinnerte mich ein bisschen an den Zoo in Singapur. Nur, dass die Auswahl an Tieren hier eben sehr begrenzt ist und, das darf man nicht vergessen, das ganze Gelände eigentlich einen wissenschaftlichen Hintergrund hat (Ich weiss, das ist bei unseren Zoos ähnlich, aber…lassen wir das.).
Neben dem Giant Panda befinden sich dort auch ein paar rote Pandas in einer Art begehbarem Freigehege. Aber dazu später noch mehr.
Was soll all das Gerede über Pandas, ich weiss ganz genau warum ihr hier seid: Ihr wollt endlich die Bilder sehen. Und ja, es kamen ein paar gute Bilder dabei rum. Aber entscheidet einfach selbst, was euch gefällt:
Ich möchte diesen Beitrag nicht dafür benutzen, Werbung für den armen, kleinen Panda zu machen, auch wenn sich das anbieten würden. Letztendlich liegt sein Schicksal komplett in chinesischer Hand -und momentan auch in einer mehr oder minder Guten, da mit ihm ordentlich Geld verdient werden kann. Es bleibt also so ein kleines Geschmäckle beim Gedanken an diese Einrichtung. Nichtsdestotrotz wird sie wohl den Fortbestand sichern und, wer weiß, vielleicht auch mal irgendwann wieder eine Art Aussiedlungsprojekt mit sich führen.
Leider gibt es auf der Welt viele Tiere, mit denen man mehr Geld verdienen kann, wenn sie tot sind. Vielleicht nimmt sich jeder Mal ein, zwei Minuten Zeit und denkt darüber nach.
Schreiende Selfiemenschen
Nachdenken ist übrigens etwas, dass viele Menschen öfter mal tun sollten. Als wir das Gehege für den roten Panda betreten haben, wurden wir relativ schnell Zeuge davon, warum man Tiergehege in der Regel nicht betreten darf, warum viele Tiere nicht als Haustiere erlaubt sind und warum man manchen Leuten einfach keine Tieren anvertrauen darf.
Ich konnte von meinr Position aus auf den Weg unter mir schauen und wurde Zeuge, wie eine Gruppe chinesischer Touristen sich damit abmühte, einen Selfieshot mit dem armen roten Panda hinzubekommen -inklusive lautem Geplärre und Blitzlicht (mitten ins Gesicht). Eigentlich ist das nicht erlaubt, interessiert aber -wie so oft- mal wieder niemanden. Wie mein Lehrer Gerd immer zu sagen pflegte: Keine Regel ohne Konsequenz. Was in der Theorie des Spiels schon elementar wichtig ist, wird von vielen Chinesen nicht nur bestätigt, sondern bis zur Obergrenze ausgereizt. Was kümmern mich denn Regeln, wenn sie keiner durchsetzt? Ach, China…