Die Busfahrt von Loboc nach Carmen war aufregend. Der Busfahrer litt an Bleifuß (alte philippinische Busfahrerkrankheit) und ließ sich von der kurvenreichen Serpentinenfahrt nicht wirklich beeindrucken. Carmen ist ein Ort, in dem es nichts gibt. Da wohnen ein paar Leute und es gibt einen Markt, ein paar Tankstellen -sonst nichts. Unsere Unterkunft ist wohl die einzige vollseriöse im ganzen Ort, zumindest die einzige die man in einschlägigen Buchungsseiten im Internet findet.
Carmen bietet grundsätzlich mehr touristisches Potential, liegt der kleine Ort doch am Rande der Chocolate Hills, einem der Wahrzeichen der Insel Bohol. Die Chocolate Hills sind grasbewachsene Hügel aus Kalkgestein, die in ihrer Regelmäßigkeit und Gleichheit ein sehr interessantes Bild abgeben. Ihren Namen haben die Hügel von der Braunfärbung des Grases, welches in der Trockenzeit (März-Mai) sein kräftiges Grün verliert.
Etwa vier Kilometer von Carmen entfernt befindet sich der Aussichtspunkt, für den 50 Peso Eintritt pro Person verlangt werden. Laut Reiseführer befindet sich auf dem Aussichtspunkt, der selbst einer der Chocolate Hills ist, ein Restaurant und ein recht gutes Hotel. Das Restaurant ist noch da, aber nicht empfehlenswert (schlechter Service, schmeckt maximal durchschnittlich, teuer), das Hotel ist nur mehr eine Ruine. Die dazugehörige Anlage (Pool) erzählt von besseren Zeiten.
Warum ich diese Bilder zeige?
Sie verdeutlichen etwas, was mir hier immer und immer wieder auffällt. Wenn etwas nicht mehr gebraucht wird, lässt man es einfach verfallen. Es wird nichts zurückgebaut, umgebaut, schön gestaltet. Nein, man lässt es einfach links liegen, als sei man vor irgendetwas geflohen. Ich persönlich finde Bilder von verlassenen Anlagen grundsätzlich immer schön und reizvoll, aber hier komme ich manchmal wirklich an meine Grenzen.
Das ist immerhin kein Grundstück im Industriepark, es ist der Anblick den jeder Tourist hat, wenn er sich eines der bedeutendsten Ausflugsziele von Bohol anschaut. Das wiederholt sich an so vielen Ecken und Enden, in so vielen Städten, so vielen Straßen, so vielen Gegenden. Ich könnte nach vier Wochen schon Bilderbücher mit „Abandoned Places“ füllen. Und irgendwie macht mich das traurig.
Ansonsten bieten die Hills wunderschöne Landschaften zum Wandern oder Befahren. Da das Wetter sehr wechselhaft war (immer mal wieder Schauer) liessen wir die ausgedehnte Wandertour ausfallen. Mimi überzeugte mich davon, meinem inneren Kind stattzugeben und die Tour mit dem ATV (=Quad) zu machen. Ich hatte einen Guide für mich alleine, fuhr mit dem Ding durch die Gegend, sah ein bisschen schöne Landschaften, war voll mit Matsch und freute mich wie ein kleines Kind. Yay!
Auf dem Rückweg überfiel uns ein starker Regenschauer, welcher die nächsten zwei Tage nicht mehr aufhören sollte. Den Adventurepark, der noch auf unserer Liste stand, mussten wir wegen Schlechtwetter leider ausfallen lassen. Klar, Kletterpark und Zipline gehen auch bei Regen, aber bei tropischem Dauerregen macht sowas einfach überhaupt keinen Spaß mehr. Also verbrachten wir die restlichen Tage in unserer Unterkunft und fröhnten dem Stubenhockerdasein.
Unser nächstes Ziel sind die weißen Strände von Anda.