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Episode 6 – Hoi An

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Es gibt keine direkten Verbindungen nach Hoi An, deswegen mussten wir mit dem Bus nach Da Nang fahren und von dort aus mit dem lokalen Stadtbus weiter nach Hoi An. Die Fahrt von Kon Tum nach Da Nang war natürlich wieder eine Nachtfahrt und selbstverständlich auch wieder in einem Schlafbus. Wir kamen am frühen Morgen, pünktlich zum Sonnenaufgang, in Da Nang an und suchten uns den Weg zur richtigen Bushaltestelle.
Ein Vorteil am öffentlichen Busverkehr ist, dass der Ticketpreis am Bus angebracht ist und man, egal wie weit man in diesem Bus fährt, den gleichen Preis bezahlt. Fair, oder? Der Busfahrer für den Bus in Hoi An wollte 50 000 Dong (2 EUR) pro Person haben. Das klingt erst einmal nach relativ wenig Geld für eine Stunde im Bus rumgondeln, klingt aber trotzdem frech, wenn man den regulären Fahrpreis von 10-15 000 Dong berücksichtigt. Irgendwie war es uns an diesem Tag zu doof, uns rassistischen Preiserhöhungen auszusetzen und wir sind aus dem Bus wieder ausgestiegen.
Eine halbe Stunde später versuchten wir es mit dem nächsten Bus. Wir stiegen einfach ein ohne nach dem Preis zu fragen (der steht ja schließlich an der Tür und die Antwort kannten wir ja schon…). Als wir losfuhren wollte der Ticketmensch die besagten 100 000 von uns haben. Wir wiesen ihn auf den richtigen Fahrpreis hin, woraufhin er richtig wütend wurde. „You get out, you get out!“ tanzte er uns, in bester HB-Männchen Manier, vor und ließ nicht locker. Irgendwann wurde es uns dann doch zu blöde und wir gaben ihm 80 000, die er dann auch ohne was zu sagen akzeptierte. Ticket gab es natürlich keins und alle anderen Menschen im Bus haben selbstverständlich den normalen Preis bezahlt. Mich hat das aufgeregt, weil ich das diskriminierend finde. Und ja, man mag jetzt meinen, ich als blöder weißer Tourist habe ja mehr Geld -habe ich aber nicht. Ich muss die nächsten Monate noch sehen wie ich mit dem Geld haushalte. Und wenn wir in einem Schlafsaal schlafen statt in einem Doppelzimmer, nur um einen Dollar pro Person pro Tag zu sparen, dann macht das für mich auch einen Unterschied, wenn ich beim Busfahren abgezogen werde. Ich fahre nämlich oft Bus auf dieser Reise.

In Hoi An haben wir unser Gepäck in unserem Hostel abgelegt und sind kurzerhand zum Frühstücken in die Stadt geradelt.
Hoi An weiss durch seine wunderschöne Altstadt zu bezaubern. Die engen Gassen, die alten (aber sanierten), kleinen Häuschen, die Lage am Fluss und die generell sehr entspannte Atmosphäre sind eine gelungene Kombination. Die Stadt lädt dazu ein, mit dem Fahrrad oder zu Fuß erkundet zu werden.

Die Tage in Hoi An lassen sich eigentlich gut damit zusammenfassen, dass wir durch die Stadt geschlendert sind, gut gegessen haben, noch mehr durch die Stadt geschlendert sind und das Leben einfach mal haben Leben sein lassen. Für den Kulturtank gab es in der Stadt auch einiges an Tempeln, Pagoden und alten Häusern zu sehen, mehr als genug.

Interessant war auch die „Water Puppet Show“, einee vietnamesische Besonderheit. In Saigon haben wir leider keine Karten mehr bekommen, hier hatte ich dann die Gelegenheit mir eine solche Show anzugucken. Im weitesten Sinne ist das eine Art folklorisches Puppentheater mit kurzen Sequenzen (kein zusammenhängender, langer Plot), traditioneller Musik und Gesang. Die namensgebende Besonderheit ist, dass die Puppen im/über Wasser gespielt werden, was eine ziemlich lebendige Abwechslung ist. Außerdem wird gerne Rauch und Feuerwerk eingesetzt, alles in allem war das ein kurzes (45min) aber interessantes Spektakel.

Bestes Hostel aller Zeiten -bisher.

Am ersten Abend im 4er Dorm hatte wir zwei Jungs als Zimmergenossen. Ich weiss nicht mehr, woher die waren. Aus irgendeinem englischsprachigen Land jedenfalls. Oh man, diese Typen. Die beiden kamen nachts gegen ein Uhr irgendwann ins Zimmer (was nicht weiter schlimm ist) und waren sicherlich bemüht, leise zu sein. Sie sind mit diesem Vorhaben aber grandios gescheitert. Die Krönung war dann, dass sie keine Ahnung hatten wo genau der Lichtschalter zu finden ist und kurzerhand die, neben der Tür angebrachte, Sicherung als ebendiesen missverstanden haben. Eigentlich nicht weiter schlimm, nur leider ging auch der Ventilator aus und alle Steckdosen gaben den Geist auf (wie mein Telefonakku mir am nächsten Morgen mitteilte).
Für die zweite Nacht teilten wir das Zimmer mit einem sehr gesprächigen Mädchen aus England, welches uns (ungefragt) von ihrer verlorenen SIM Karte, den damit verbundenen Konsequenzen und so weiter und so fort erzählte. Wir verlängerten für zwei weitere Nächte und zogen für einen Dollar pro Person pro Nacht Aufpreis in ein Doppelzimmer (da unsere Betten im Dorm leider nicht mehr verfügbar waren). Alles in allem war das Hostel aber ziemlich gut, da sehr sauber, bequem, günstig und die Mitarbeiter waren stets ansprechbar und hilfsbereit. Ich war schon fast ein bisschen traurig als wir wieder abgereist sind 😉

My Son

Einen Tag mieteten wir uns wieder ein Moped, um die nahegelegenen Ruinen von My Son zu besichtigen. Ich bin da jetzt kulturgeschichtlich leider nicht sonderlich bewandert, aber das haben vor vielen Jahrhunderten Hindus erbaut und es erinnert an Angkor Wat in Kambodscha¹.
Leider, leider, leider war es an diesem Tag unerträglich heiß, das machte den Spaziergang durch das Freilichtmuseum ziemlich anstrengend. Jeder, der die maslow’sche Bedürfnispyramide kennt (oder schon mal „The Sims“ gespielt hat), weiss, wie sehr man sich für Kultur und Geschichte interessiert wenn man bei ca. 40°C im Schatten ohne Unterlass schwitzt und Durst leidet. Gar nicht.
Wir haben uns trotzdem alles angesehen und mitgenommen, natürlich, wir wollten es ja ursprünglich auch sehen. Ich würde jedenfalls empfehlen, dort zu einer kühleren Jahreszeit (haha) oder eben am frühen Morgen (9 Uhr?) aufzuschlagen. Wer trotzdem gegen Mittag da ist, kann auch (wie wir) locker alleine fahren. Die Touren kann man sich sparen, da man sich auch da bequem (und für umsonst) an irgendeine Tour dranhängen kann. Bemerkt niemand.

Asiatische Spezialitäten oder doch nur Google Translation?

Auf dem Rückweg war es mal wieder Zeit für Kaffee-Input, also hielten wir relativ bald wieder an. Es gab hier eine englischsprachige Karte mit einer sehr merkwürdigen „Spezialitätenkarte“, die in mir spontan Übelkeit hervorrufen wollte. Aber seht ruhig selbst:

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Kakerlaken im Kaffee? Keine Ganzen, nein, nur Flügel.

Ein Foto der vietnamesischen Originalkarte und WhatsApp halfen uns dann, das Missverständnis aufzuklären. Im Original wird die Farbe des Kaffees als quasi Kakerlaken-braun angegeben. Wieso? Weil das eine schöne Farbe/ein schöner Braunton sei. Auf die Frage, wieso man leckere Dinge (wie Kaffee) mit Farbtönen von ekelahaften Dingen (wie Kakerlaken) vergleicht und nicht auf Holz, Bären o.ä. zurückgreift, wussten unsere vietnamesischen Freunde auch keine Antwort. Für unsere Verwunderung war aber auch nicht viel Verständnis übrig 😉

Badetauglich

An einem heißen Nachmittag sind wir mit dem Fahrrad zum wenige Kilometer entfernten Badestrand geradelt. Dort angekommen machten wir einen kleinen Bogen um das Offensichtliche, parkten unsere Fahrräder etwas abseits in der Zufahrt eines Resorts und nutzten einen Strandabschnitt mit wesentlich weniger Betrieb als woanders. Das war eine ziemlich gute Idee.
Ich war skeptisch, ob ich hier am Strand meine Freude haben werde. So sehr Vietnam mich bisher begeistern konnte, ich komme nunmal von den Philippinen. Und wenn man da auch vieles nicht kann, Badestrände, Schnorchelei und paradiesische Inseln gehören zu den Dingen, die dieses Land nunmal auszeichnen.
Meine Bedenken waren aber unbegründet. Klar, kristallklar war das Wasser hier nicht, aber richtig trüb war es auch nicht. Es erinnere mich ein bisschen an ein paar Strände auf der „gegenüberliegenden Seite“, an der Westseite von Luzon. Dafür gab es hier aber sehr feinen, weißen Sand. Ich bin kein Strandtyp, aber ich mochte es hier und es war ein angenehmer Badenachmittag.

Da Nang

Ich muss es hier noch kurz erwähnen. Wir waren nicht wirklich in Da Nang, wie schon eingangs erwähnt, sind aber einen Abend dort ins Kino gefahren. Ich liebe Kinos in Vietnam, zumindest die von CGV. Endlich wieder süßes Popcorn (!!!), tolle Kinos, gute Preise. Aber das nur am Rande.
Ansonsten ist Da Nang eine Stadt vom Reissbrett und ein Wirtschaftsstandort, soweit ich das mitbekommen habe. Großartig was anzuschauen gibt es dort nicht. Dennoch: Als wir dort durchgefahren sind, konnten wir die ewig lange und großzügige Strandpromenade begutachten (vom Roller aus). Das waren gewiss mehrere Kilometer weißer Sandstrand und Palmen und erinnerte mich total an Miami Beach (wie ich es von Bildern und aus dem Fernsehen kenne). Sollte ich nochmal hier durchkommen (und das werde ich bestimmt), werde ich mir auch einen Tag in Da Nang gönnen.

Weiter geht’s!

Unser nächster Stopp ist die alte Kaiserstadt Hue, nur wenige Stunden Busfahrt von Hoi An entfernt. Dementsprechend fahren wir diesmal auch tagsüber. Aber das dann alles beim nächsten Mal.
Zum Schluss noch die obligatorische Karte:

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¹ Ich hasse die deutsche Schreibweise von Cambodia. Ich hasse sie so sehr. Hässlich ist das.

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