Nachdem wir uns schlussendlich mit dem Verlust unserer Sachen abgefunden hatten (dumme Arschkrampen!), komplettierten wir unsere Rundfahrt um den See. Viel zu sehen gab es leider nicht und unsere Stimmung war etwas getrübt, nichtsdestotrotz war das irgendwie ein bisschen entspannend. Uns begegnete so gut wie niemand, die Straßen ließen sich gut befahren und das Wetter war, nach einem kurzen Schauer, auch wieder auf unserer Seite.
Trotz der fortgeschrittenen Uhrzeit beschlossen wir, uns noch auf eine große Runde einzulassen um einen anderen Wasserfall („Elephant Fall“) zu besuchen. Zuerst ging es über eine Art Schnellstraße raus aus der unmitteelbaren Umgebung der Stadt, das war noch relativ ungemütlich, wir konnten aber schon bald auf eine weniger stark befahrene Landstraße abbiegen.
Die Fahrt durch kleinere Dörfer wechselte sich ab mit der Fahrt durch saftige, hellgrüne Täler voller Reisfelder, alles vor der Kulisse der sanften, dunkelgrünen Berge im Hintergrund. Ich konnte bisher nie die Menschen verstehen, die einfach nur tagelang mit dem Motorrad durch die Gegend fahren, kann jetzt aber besser nachvollziehen, was daran so schön ist.
Elefanten?
Der Wasserfall hat seinen Namen selbstverständlich nicht erhalten, weil er als Lebensraum für große Säugetiere gilt, sondern schlicht und ergreifend aufgrund seiner Größe.
Die Größe ist hierbei relativ. Gemessen an der Höhe mag man hier nichts besonderes vorfinden, aber das Gesamtkunstwerk sieht schon recht nett aus. Außerdem kann man an und um den Wasserfall ziemlich gut herumklettern und sich so seine Zeit vertreiben. Der Abstieg mutet auf den ersten Metern noch sehr human an (mit abgetretenem Pfad und Geländer), wird aber schnell sehr abenteuerlich und, bedingt durch den feinen Sprühnebel, auch sehr glitschig. Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen und/oder Verletzungen sei der Abstieg nur bedingt ans Herz gelegt. Spaß macht es aber trotzdem und schön war es auch.
Ein besonderes Highlight ist ein kleiner „Tunnel“, durch den man mehr oder minder hinter den Wasserfall kommt, wenn man durchklettert. Fotos machen war da allerdings nicht wirlich angesagt, der feine Sprühnebel erinnerten hier schon an starken Niederschlag.
Und zurück nach „Hause“!
Mittlerweile war es schon nach 17 Uhr. Wir hielten noch schnell an einem (alten) Tempel in unmittlebarer Nachbarschaft zum Wasserfall, wo uns dieser grinsende Geselle begegnete:
Der Rückweg war relativ unspektakulär, wenn auch die Landschaft noch immer ziemlich schön anzusehen war. Wir fuhren nicht den gleichen Weg zurück, sondern Richtung Norden, um unsere Rundfahrt perfekt zu machen. Nach wenigen Kilometern ändert sich der Straßenbelag und auch alles drumherum: Wir befinden uns jetzt auf einer sehr neuwertigen, gut ausgebauten, breiten und kurvigen Straße. Wir vermuten, dass hier das Geld des Tourismus seine Früchte trägt.
Als wir nach Einbruch der Dunkelheit wieder in Dalat ankommen, geben wir den Roller wieder ab und treiben uns noch ein bisschen auf dem Nachtmarkt herum.
In Saigon wurde mir, von unserer studentischen Stadtführerin, von der „vietnamesischen Pizza“ erzählt. Fragt mich nicht, wie jetzt der richtige Name davon lautet, ich habe es entweder vergessen oder mir niemals merken können. Auf jeden Fall kam ich nicht mehr dazu, diese kulinarische Köstlichkeit in Saigon zu probieren. Dort scheint das jetzt die neue Streetfoodmode für junge Erwachsene zu sein und ist dementsprechend nur an bestimmten Spots und nur am Abend zu erhalten. Ich habe es schlicht und ergreifend nicht geschafft. Google hat mir aber verraten, dass dieses Gericht seinen Ursprung im Gebiet rund um Dalat hat, demnach war meine Traurigkeit nur von kurzer Dauer.
Ich kam an diesem Abend also dazu, das Ding endlich mal zu probieren. Wir suchten uns eine Dame aus und teilten ihr mit, dass wir Vegetarier sind. Die traditionellen Shrimps, Wurstscheiben und so weiter wurden demnach also weggelassen. Was blieb war ein Ei, Frühlingszwiebeln, Gewürze und Chilisoße. Klingt unglaublich unspektakulär, hat aber ziemlich gut geschmeckt. Das ganze wird auf einer Art Fladen aus Reismehl über dem Kohlegrill gegart. Hätte ich gewusst, dass ich das so schnell nicht mehr wieder haben kann, hätte ich noch viel mehr davon gegessen. Ich fand es köstlich. Nicht zu vergessen die Atmosphäre und natürlich die Tatsache, dass wir auch endlich mal was von der Straße essen können, weil es nicht komplett mit totem Tier „kontaminiert“ ist (man verzeihe mir den Ausdruck, ich habe gerade kein besseres Wort zur Hand).
Ansonsten bietet der Markt generell ein buntes Treiben und ist in Dalat wohl die Anlaufstelle am Abend. Im Gegensatz zu vielen anderen Märkten die ich bisher gesehen habe, gehts hier auch noch sehr gesittet und ruhig zu. Was mir besonders daran gefällt, ist der „open-air“ Faktor. Man ist nicht in eine Lagerhalle oder Reihen von Pavillions gesperrt, man hat das Gefühl, noch atmen zu können. Ein bisschen vergleichen kann man das vielleicht mit der Ansammlung von Essens- und Krimskramsständen auf kleineren Volksfesten in Deutschland, wenn man es denn unbedingt vergleichen will.
Das war dann auch Dalar, mehr oder weniger. Am nächsten Morgen sind wir ausgecheckt, haben den Tag noch in einem Café rumgebracht und sind am Abend mit dem Nachtbus in Richtung Kon Tum aufgebrochen. Eine Stadt, die touristisch relativ unterrepräsentiert ist, mit ihrer Lage in den Highlands aber eigentlich landschaftlich und ethno-kulturell viel zu bieten hat. Aber dazu dann mehr im nächsten Reisebeitrag… 😉
Für alle ohne geografische Kenntnisse, hier noch ein kleiner Informationsdienst: