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„Der Papst ist da. Ich aber nicht.“ Teil 1: Wasserplansch

Ich bin so faul, so unglaublich faul. Meine Motivation etwas zu Schreiben ist auf einem Tiefpunkt angekommen. Vielleicht bewege ich mich hier mit diesen Zeilen gerade aus dem Tiefpunkt heraus, ich weiss es nicht. Aber Lust hatte ich keine. Ich wollte einfach nur…rumhängen.
Jetzt ist mein letzter Beitrag wieder 10 Tage her und jeden Tag wurde dieses Gefühl in mir stärker, dass ich mal wieder etwas schreiben muss. Dieses Gefühl, wenn man eine Hausarbeit ewig hinauszögert. So ähnlich war das. Nur bin ich hier ja nichts und niemandem verpflichtet außer mir selbst. Vielleicht hat auch genau das mich dazu bewegt, wieder einen Beitrag zu verfassen.

Das Papstwochenende, 16.-18. Januar, wäre schon ein Eintrag wert gewesen. Wir sind für das verlängerte Wochenende (Danke an den Papst an dieser Stelle) aus der Stadt geflüchtet, da hier mit absolutem Stillstand und massiven Straßensperrungen zu rechnen war. Außerdem, ganz klar, muss man so eine Gelegenheit auch beim Schopfe packen und nutzen, vier oder fünf Tage in der eigenen Wohnung sitzen ist nicht sonderlich spannend. Und hier in Paranaque kann man auch nicht wirklich viel machen ohne Verkehrsmittel zu bemühen.
Wir fuhren also die altbekannte Strecke bis zur, dem aufmerksamen Leser mittlerweile bekannten, Taft Ave und von dort aus weiter mit dem Bus Richtung San Fernando/Angeles. Angeles? Genau, die Stadt die ich schon an meinem ersten Wochenende besuchen durfte. Wir hatten da noch eine Verabredung mit dem Wasserpark offen, den wir beim letzten Besuch leider nicht mehr in unseren Zeitplan bekommen haben. Wasserpark! Planschen!

Das wir im Bus noch einen Platz bekommen haben, grenzte an ein Wunder. Obwohl viele Leute den Papst unbedingt sehen wollen, hatten doch ebenso viele den gleichen Fluchtgedanken wie Mimi und ich. Am Terminal der „Victory Liner“ Busgesellschaft war jede Menge los. Obwohl auf einem Schild zu lesen war, dass an diesem Abend keine freien Plätze mehr für Fahrten in unsere Richtung verfügbar waren, haben wir doch noch Tickets bekommen. Ob das Schild nun versehentlich dort hing, immer dort hängt oder irgendwann mal vergessen wurde, war uns nicht ersichtlich. Aber auf Schilder gibt man in diesem Land ja sowieso nicht viel.
Die Fahrt aus Manila raus war wieder eine Qual, wir schlichen in 3 Stunden magere 18km. Ich konnte das diesmal recht locker nehmen, irgendwie war ich ja schon daran gewöhnt.

Manch einer mag vielleicht sagen „Wieso tut man sich das an?“, was eine vollkommen legitime Fragestellung ist. Die Antwort ist ziemlich banal: Es gibt keine andere Möglichkeit. Wer in diese Richtung will, nutzt diesen Weg. Fertig.

In Angeles angekommen, mittlerweile weit nach Mitternacht, waren wir hungrig. Bei Jollibees gab es mal wieder keine Pommes („Sorry Sir, Fries are not avaiable!“) und keine Alternativen auf der Karte. Durch Zufall entdeckten wir noch einen menschenleeren KFC. Wir vermeiden sämtliche Fastfoodketten wo wir nur können, aber mitten in der Nacht in einem trostlosen Ort wie Angeles blieb uns leider keine andere Wahl. Die Pommes waren ziemlich gut, die Portion aber zu klein.
Etwas weniger hungrig sind wir dann zu den ortsüblichen Wucherpreisen (150 Peso!) mit dem Tricycle zum Hotel gefahren. Unsere Unterkunft für die nächsten vier Nächte sollte, wie schon einen Monat zuvor, wieder das Tune Hotel sein. Unser Aufenthalt beim letzten Mal hat uns dort sehr gut gefallen und es ist eines der günstigsten Hotels der Stadt -es gab keinen triftigen Grund, etwas anderes auszuprobieren.

Den ersten kompletten Tag verschwendete ich damit, nach einem neuen Handy in der Mall zu gucken. Am Ende des Tages war ich frustriert, von den Preisen desillusioniert und noch immer nicht fündig geworden. Ein Tag für die Tonne, im wahrsten Sinne des Wortes. Aber das war eben auch mal nötig.

Für den zweiten Tag hatten wir den Besuch im Wasserpark geplant. Nach dem obligatorischen Frühstück in der deutschen Bäckerei haben wir versucht ein Jeepney zu finden, welches uns in die Nähe der entsprechenden Siedlung bringt. Für eine Extragebühr hätte der Jeepneyfahrer einen Umweg gefahren, was wir aber dankend ablehnten. Wir reagieren allergisch auf „Extragebühren“, wir fahren ja in der Regel auch kein Taxi aus vielerlei Gründen. „Der weiße Tourist mit viel Geld“ sind wir nicht und wollen wir auch nicht sein, deshalb bewegen wir uns fort wie die Einheimischen -und von denen fährt hier nur im seltensten Fall jemand mit dem Taxi.
Also verließen wir uns auf unsere Füße und das Kartenmaterial auf dem Tablet, um unseren Weg zu finden. Wir steigen irgendwo aus (leider etwas zu früh) und marschierten los.

Der ‚Fontana Leisure Park‘ liegt unweit des alten Militärflugplatzes Clark auf einem hügeligen Gebiet. Er umfasst den Wasserpark, eine riesige Bungalow- und Mietvillenanlage, ein Kongresszentrum, ein Casino sowie einen Golfplatz. Das muss man sich so ähnlich vorstellen wie einen CenterParc, nur mit einem luxuriöseren Touch (was vom philippinischen Bau- und Instandhaltungsempfinden wieder relativiert wird).
Ganz Clark ist eine ehemalige Siedlung des US-Militärs. Die Straßen und Häuser wurden einfach so übernommen und sind jetzt zivil bewohnt. Durch unseren ausgedehnten Spaziergang kamen wir auch an den oberen Hügeln vorbei, wo noch viele Ruinen der damaligen, so schätzten wir, Offiziersbehausungen standen. Die Häuser waren größer, die Grundstücke weitläufiger, die Lage exklusiver. Um uns herum waren Bagger und Bauarbeiter, die das Land und seine Überreste einer neuen, mir unbekannten Bestimmung zuzuführen.
Auf dem Gelände von ‚Fontana‘ wurde auch fleißig gearbeitet, abgerissen, umgestaltet. Die Tourismus- und Freizeitbranche scheint selbst hier zu wachsen. Mir persönlich sind diese abgeriegelten Ferienanlagen ja sehr befremdlich, aber der durchschnittliche Großstadtfilipino sehnt sich offensichtlich nach einer Ferienanlage im Stile einer US-amerikanischen Vorstadtidylle -sofern er sich das leisten kann. Mit einer größeren Familie ist sowas ja auch recht praktisch, zugegeben. Das die Kinder einer Wohlstandsfamilie sich frei draußen bewegen können sieht man hier in Manila nämlich eher selten bis nie.

Im Wasserpark angekommen (endlich!) bezahlten wir den teuren Eintritt von 500 PHP pro Person (rund 10 Euro p.P.) und machten uns bereit für unendlichen Wasserspaß. Dachten wir.
Der erste Rundgang war ein bisschen ernüchternd. Der Park ist verhältnismäßig klein, was an sich kein Grund zur Abwertung ist, wenn denn alles Andere so funktioniert, wie es funktionieren sollte. Hmm…

Wie schon oft von mir bemängelt, gibt es in diesem Land einen ganz eigenen Umgang mit Instandhaltung, Wartung, Qualität und Baumaßnahmen. Das klingt wirklich böse, man möge mir verzeihen, aber was kein Unwetter hier niederreißt, das erledigt der allgegenwärtige Baupfusch von ganz allein. Und wenn man lange genug wartet, dann kommt noch die philippinische Sorglosigkeit dazu, die dem Baupfusch in die Hände spielt.
Die größte Rutsche, die mit Reifen, funktionierte einwandfrei und war auch angenehm. Aber ich bin eben keine 8 Jahre mehr, nach dem zehnten Mal rutschen verliert eine Attraktion einfach an Reiz. Die zwei anderen Rutschen auf dem gleichen Turm waren leider nicht zu gebrauchen. Das abfließende Wasser dort war so langsam/so gering, dass ich beim Rutschvorgang einfach stehengeblieben bin. Den gleiche Effekt hatte ich auch auf den anderen zwei Rutschen im Kinderbereich gemerkt. Das war also leider eine Enttäuschung.
Das ‚Big Horn‘, was ein Erlebnis nah am Schleudertrauma versprach, entpuppte sich als langweilige Abfahrt von wenigen Sekunden. Der ganze Park war zwar liebevoll gestaltet, hätte aber an ein paar Ecken und Kanten schon längst einer Überholung bedarft. Absplitternde Farbe, fehlend Deko, blankliegende Leitungen, kaputte Dekofiguren und zerstörte (!) Spielgeräte/Rutschen auf dem Kinderspielplatz sind schon ein bisschen frech. Es geht hier nicht um mich und meinen europäischen Standard, nein, es geht darum, dass hier auch Einheimischen 500 Peso aus der Tasche gezogen werden -dafür. Und was ich als „Naja, passiert“  verbuche, ist für viele Menschen hier verdammt viel Geld.
Besonders schön finde ich auch dieses Werbefoto, was so überhaupt nicht mehr der Realität entspricht:


Der Wasserstand des ‚Lazy River‘ ist mittlerweile deutlich niedriger, was dazu führt, dass man a) nur mit Mühe und Not nicht den Boden berührt und b) die gesamte Strecke über gegen angemalte Betonwände schaut. This is so much fun, isn’t it?
Die sauber aufgereihten Reifen sind auch eine Lüge für das Produktfoto. Vor dem Bademeister (in der Mitte des Bildes) lag ein kleiner Haufen dieser Ringe, durcheinander. Bei weitem nicht so viele und nicht in einem solchen Zustand.
Der „Fluss“ führte dazu viel Laub, kleine Äste und was sonst noch so alles hineinfällt. Ja, ich weiss, hier setze ich die Messlatte hoch, aber diese Unmengen können nicht erst vor kurzem da reingefallen sein. Ab und zu darf man das auch mal saubermachen oder seine Filteranlagen auch benutzen.
In den anderen Becken war das mit dem Laub keineswegs besser, dazu waren weite Teile der Beckenböden (haha) rissig, mit abblätternder Farbe gesegnet oder kämpften mit beginnendem Algenbewuchs.

Mein persönliches Highlight war dann allerdings, und da bin ich voll des Lobes, das Wellenbad, das wirklich spaßige Wellen generierte. Ich war seit Ewigkeiten nicht mehr in einem Wellenbad (Hallo Hallenbad Herborn, mögest du in Frieden ruhen!) und habe das genossen. Ich musste es aber auch genießen, viel mehr gab es ja nicht zu tun.

Fortsetzung folgt..

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