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Reis und Berge. Und Reis. Und Berge. #1

Hallo Freunde,

ich habe mich seit einer Ewigkeit nicht mehr gemeldet -Schande über mich. Eine große Mitschuld trägt dabei, neben meiner Faulheit, aber auch die Tatsache, dass ich seit Anfang März wieder arbeiten gehe und bis nachmittags immer eingespannt bin. Die Motivation, sich dann am Abend noch hinzusetzen und etwas zu schreiben war also noch geringer als sowieso schon. Ich wollte, ich wollte. Ehrlich. Wenn man dann aber am Wochenende auch erst wieder so spät nach Hause kommt, nun…ihr wisst schon. Ist eben so eine Sache, mit der Motivation.

In den Osterferien, also ab Ende März, hatten wir zwei Wochen frei (Man genießt hier, wie an vielen Auslandsschulen, komplett freie Schulferien. Sehr zu empfehlen ;)). Ein großer Punkt auf unserer Liste waren noch die Reisterrassen von Banaue und das kleine Bergstädtchen Sagada, etwa zwei Autostunden von Banaue entfernt. Ich habe mich tierisch darauf gefreut: Ich mag ja, wie vielleicht bekannt, Berge viel lieber als das Meer und außerdem ist das Klima in den philippinischen Kordilleren viel näher an meinem Wohlfühloptimum. Mich erwarteten also humane Temperaturen von 25-28°C tagsüber und angenehme 15-20°C in der Nacht. Zu den hier vorherrschenden 30°C (nachts kaum kühler) sollte das eine sehr willkommene Abwechslung sein.

Die Fahrt nach Banaue dauert von Manila ungefähr 12 Stunden (für ca. 370km) und wird, praktischerweise, als Nachtfahrt angeboten. Der Preis ist mit ungefähr 800 Peso (ca. 16 EUR) auch absolut erschwinglich.
Die Fahrt an sich war die absolute Hölle. Wer in Deutschland schon mal mit einer der neuen Fernbuslinien gefahren ist, beispielsweise nach Berlin, wird bei einer Fernbusfahrt an eine komfortable Reisemöglichkeit denken, die der Bahn in jeglicher Hinsicht überlegen ist.

Nun, hier nicht.

Der durchschnittliche Filipino ist gut und gerne einen Kopf kleiner als ich, dementsprechend fällt auch der Platz für die Beine etwas geringer aus. Was jetzt klingt wie Korinthenkackerei ist nach 12 Stunden definitiv ein guter Grund, sich über Schmerzen zu beklagen.
Dazu kommt die unglaubliche Liebe für Klimaanlagen -gepaart mit der Unfähigkeit, diese zu bedienen. Kennt ihr diese Lüftungs- oder Klimaanlagensteuerungen im Auto, wo man auf einer Skala die Temperatur einstellen kann? Diese Skala ist beschriftet mit einem roten und einem blauen Balken. Kennt ihr? Gut. Ich wette auch ihr kennt jemanden, der nicht fähig ist, dieses Gerät zu bedienen. Da wird alles auf volle Kanne kalt (also blau) gestellt und im Auto der Erfrierungstod simuliert, nur weil der Mensch vor der Klimaanlage nicht versteht, dass ein regulieren hin zur Mitte nicht heizen bedeutet, sondern einfach nur „nicht erfrieren“.
Die landläufige Meinung hier in puncto Klimaanlagen ist aber auch „viel hilft viel“, was dann in Temperaturen von 18°C oder sogar nur 16°C gipfelt. Bei einer Außentemperatur von über 30°C kann sich den Effekt jeder selbst ausmalen.
Ich steige also in so einen Bus und ziehe meinen Hoodie über und meinen Schal an, um mich wenigstens ein bisschen vor der kälte zu schützen. Leider reichen diese Kleidungsstücke nicht aus, um mich die gesamten 12 Stunden warm zu halten. Wenn man dann müde wird (wird man unweigerlich), wirds auch gleich noch mal ein bisschen kühler (gefühlt). Herrlich!

Der Fahrstil der Busfahrer ist am Besten mit „abenteuerlich“ zu beschreiben, wenn man den Fehler macht und aus dem Fenster schaut, kommt auch mal ein „tollkühn“ dazu. Gepaart mit einem wunderbaren Straßennetz kommt dabei ein Reisekomfort auf, den ich kaum beschreiben kann.
Schön ist, wenn man schlafen kann. Kann hier fast jeder, ich glaube sogar kopfüber oder auf einem Bein stehend. Ich kann das aber nicht. In Fahrzeugen noch nie gut, bei diesem engen, kalten und holprigen Abenteuer auf keinen Fall.
Wer so eine Busfahrt mal nachempfinden will, kann das gerne tun: Baut euch eine Seifenkiste mit eckigen Rädern, füllt sie auf mit Trockeneism schiebt sie an einen felsigen Abhang und setzt euch nackig hinein. Viel Freude =)

Spaß beiseite: Ich will nicht rumheulen, ich kam ja an. Ich möchte euch nur verdeutlichen, dass Reisen hier etwas anders ist, als man das vielleicht aus Deutschland gewohnt ist.

Am nächsten Morgen um 7:00 Uhr kamen wir an, wurden von Mitarbeitern unseres Hostels am Busterminal abgeholt und konnten den Tag mit einem Frühstück beginnen. Ich war, dank des Schlafmangels, etwas zerknüllt, der Ausblick beim Morgenkaffee entschädigte mich dafür aber mehrfach:
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Fortsetzung folgt…..

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