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Loboc-Schock

Unser nächster Halt war Loboc. Etwas landeinwärts gelegen, am Loboc River, ist dieser Ort ein bekanntes Ausflugsziel nicht nur für Filipinos. Auf dem sehr breiten Fluss verkehren „Floating Restaurants“, also eine Art schwimmende Terrasse mit Küche, mit denen man sich bei einem gemütlichen Essen den Fluss und seine Uferlandschaften ansehen kann.

Soweit der Plan.

Wir sind in Loboc aus dem Jeepney gestiegen und haben uns gewundert, wieso hier alles so schmutzig ist. Nicht schmutzig im Sinne von Müll, sondern wieso die Fahrbahn der Hauptstraße aussieht wie eine Zufahrt zu Woodstock -verschlammt.

Massive Flutschäden :(

Eine ältere Frau fragte uns, wo wir hinwollen. Als wir unser Hotel nannten, zeigte sie in eine andere Richtung und sagte, wir müssen uns was anderes suchen, wir sollen „da lang“ gehen. Anfangs hielten wir das für eine Masche, um uns irgendwo hinzuschicken, und verneinten -schließlich hatten wir schon unsere Reservierung.
Als wir uns den Weg durch Loboc bahnten, immer am Fluss entlang, wurde uns aber schnell klar, was hier los ist. Die Vorgärten waren alle verschlammt, die Leute hatten ihren ganzen Hausrat, alle Möbel, Geräte, Kleidung etc. vor die Tür geschafft und in die Sonne gestellt. In den Häusern spritzten sie mit dem Gartenschlauch den Dreck von den Wänden, aus den Ecken, vom Boden. Die Straße wurde immer schlimmer, alles war getunkt in ein mattes braun. Überall waren die Leute damit beschäftigt, ihr Hab und Gut zu reinigen.

Massive Flutschäden :(

Massive Flutschäden, eingestürztes Haus

Wir bekamen langsam Zweifel, ob unsere Unterkunft wirklich unsere Unterkunft sein wird -wir konnten uns kaum vorstellen, dass hier irgendwas verschont geblieben sein kann.
Als wir ankamen, trauten wir unseren Augen kaum. In der Mitte der Einfahrt stapelten sich die Elektrogeräte bzw. deren Reste, überzogen mit Schlamm und Dreck. Vor uns lag ein wunderschönes Haus und eine reizende Anlage -aber eben auch eine wahrgewordene Katastrophe für einen Hotelier. Der Besitzer (zumindest hielt ich ihn dafür) kam zu uns und erzählte uns, was passiert war.
Der Taifun mit den starken Regenfällen, der uns in Tagbilaran die Nacht durchnässte, ging auch auf dem Rest von Bohol mit sehr starken Regenfällen einher. Nördlich von Loboc wird der Loboc River mehrfach gestaut, die Dämme (er redete von Dreien) hielten aber nicht mehr stand und mussten geöffnet werden, woraufhin sich eine Flutwelle über Loboc ergoß, die den Schlamm aus dem Fluß in die Häuser flutete und vieles aus den Häusern mit ins Flussbett zog. Das Ausmaß an Zerstörung hätte ich niemals auf Regenfälle und Überschwemmung zurückgeführt. Der gute Mann zeigte uns den Schmutzrand an den Wänden seines Hauses, das Wasser stand zwischenzeitlich rund zwei Meter im Raum. Kein Spaß, 2m im Raum. Bis fast an die Decke. Es war einfach alles zerstört. Die Einrichtung der Bar, Fernseher, Klimaanlagen, Kühlschränke, Küchenmobiliar, Soundanlage, Polstermöbel, alles. Er entschuldigte sich mehrfach für die Unannehmlichkeiten und bot uns an, sich um eine Ersatzunterkunft zu kümmern, da er in seinem Matschpalast logischerweise niemanden beherbergen konnte.

Wir beratschlagten uns kurz und änderten dann unsere Route komplett. Die Chocolate Hills, von Loboc nur 50km entfernt, rutschten vom Ende der Tour in die Mitte und waren unser nächstes Ziel. Wir verabschiedeten uns von dem, trotz allem sehr freundlichen, höflichen und lustigen Mann und wünschten ihm alles Gute für die Zukunft. Er wird es brauchen können.

Massive Flutschäden :(

Zerstörtes Floating-Restaurant

Massive Flutschäden :(

Überschwemmte und abgetrocknete Stadtmitte

Massive Flut- und Sturmschäden :(

Eingestürztes Kirchenschiff

Unser Ziel hieß nun also Carmen, wir machten uns via Bus auf den Weg dorthin.

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