dorfkartoffel.com

frankfurt. welt.

Morong – Pundaquit – Botolan

So, nach ein paar Tagen erwischt mich die insekteninduzierte Schlaflosigkeit und ich finde dadurch die Zeit, wieder etwas zu schreiben (auf dem Tablet übrigens eine Qual).

Wir sind dann Samstagnacht mit einer kleinen Gruppe und unserem Guide aufgebrochen, um eine Schildkröte beim Landgang und Eierlegen abzupassen. In der Gruppe sind wir rund 20 Minuten vom Conservation Center am Strand entlanggelaufen, um an eine geeignete Stelle zu kommen. Es war stocksfinster und ich habe noch NIEMALS einen so vollständigen und umfangreichen Sternenhimmel gesehen. Wow!
Wir verharrten am Zielort etwa eine Stunde, hatten diese Nacht aber leider kein Glück. Ein bisschen enttäuscht wanderten wir zum Lager zurück und legten uns hin. Zum Glück schliefen wir nicht gleich ein, etwa anderthalb Stunden später wurde an unsere Tür geklopft. Ich öffnete, und einer der Freiwilligen vom Center sagte ganz aufgeregt: „Turtle! Turtle!“. Wir gingen zum Strand und bekamen dann doch noch ein Exemplar zu sehen, als die Mitarbeiter es gerade mit einem Chip versahen. Gegen 1:30 Uhr sind wir dann endlich wirklich ins Bett.

Um 6:30 Uhr war die Nacht aber wieder vorbei. Wir wollten die frisch geschlüpften Schildkröten ja ins Meer begleiten, da hieß es früh aufstehen. Draussen wurden wir mit unserem Schützlingen bekannt gemacht und hatten noch ein paar Minuten für ein paar Bilder und zum Studieren der Jungtiere.

image

Anschließend sind wir runter zum Strand und haben sie „ausgesetzt“. Die nachfolgenden Szenen waren ziemlich amüsant, war doch manche Schildkröte erst im zehnten Anlauf wirklich im Wasser.
Anschließend gabs Frühstück und wir zahlten unseren Aufenthalt mit Programm und Essen -rund 3100 Pesos. Nicht ganz billig, aber wir wissen ja wer daran verdient und was mit dem Geld passiert. Ein Transfer in die Stadt zum Busterminal war dabei inklusive -sehr zuvorkommend und nett!

Dann begann der unangenehme Teil des Tages. Wir mussten via Jeepney nach Subic Bay und von dort aus mit dem Bus weiter nach San Antonio, danach noch ein paar Kilometer Tricycle bis Pundaquit. Die Fahrt war für mich die Hölle. Ich hatte den 70l Rucksack im Jeepney auf dem Schoß und das Fahrzeug war mit 35 Personen (!) hoffnungslos überfüllt. Ich hatte den Rest des Tages schlechte Laune.
Subic Bay war ein bisschen was fürs Auge. Verlassene Militäranlagen, ein stillgelegter (aber ordentlicher) Airport und ein großer Hafen sorgten beim Vorbeifahren für ein bisschen Abwechslung. In Olongapo, der größten Stadt im Gebiet Subic Bay, sind wir in den Bus umgestiegen. Ich konnte leider nicht neben Mimi sitzen und musste in einer Dreierreihe Platz nehmen. Neben mir saßen zwei Teeniemädchen um die 16, für die war ich eine Attraktion. Die Fahrt nervte mich tierisch, weil ich keinen Platz hatte und diese Göre neben mir sich unheimlich weit ausdehnte. Ich war froh, in San Antonio anzukommen.
Hier dann die nächste skurrile Nummer: Unser Tricyclefahrer war locker 60+, hatte eine Flaschenbodenbrille, war sehr begriffsstutzig (so hatte es den Anschein) und war mit diesem mega-wahnsinnigen Blick gesegnet, den auch der kartenspielende Profikiller in „Boondock Saints“ draufhat. Dazu kam sein denkwürdiger Fahrstil. What a ride.
In Pundaquit angekommen wurden wir total nett vom Inhaber unseres Resorts begrüßt. Kevin war früher bei der Army, ist jetzt mit einer Pinay verheiratet, besitzt das Resort seit 5 Jahren und bei ihm ist alles easy. Er ist so der Surfertyp, aber schon um die 60, vermute ich, und vertreibt sich den Tag mit abhängen und mal was rauchen. Er hat unser Zimmer kostenlos geupgraded weil „es sowieso frei ist“ und hat auch keinen Hehl daraus gemacht, dass es auch mal bessere Zeiten gab. Nichtsdestotrotz: Die Hütten waren zwar Basic, aber in einem tiptop Zustand und sehr sauber. Essen hatte er nicht im Angebot, er bot uns aber an, Grill und Herd nach Herzenslust benutzen zu können.

image

image

image

Am nächsten Morgen wollten wir über den Berg zu einer kleinen Bucht laufen. Kevin hat uns davon abgeraten, ohne Guide den Berg zu überqueren. Da uns die rund 1000 Peso aber zu viel waren, entschieden wir uns für seine Alternative: Durch ein trockenes Flussbett kommt man in die Berge, wo sich Seen gebildet haben in denen man gut baden kann. Klang gut, leider haben wir besagtes Flussbett nie gefunden. Nach 90 Minuten Marsch in der Sonne sind wir in ein anderes Resort eingekehrt und haben dort zu Mittag gegessen. Den Rest des Tages haben wir einfach am Strand verbracht und ich konnte endlich ein bisschen planschen (bei respektablem Wellengang).

Am nächsten Tag stand wieder Abschied auf dem Plan. Wir bedankten uns bei Kevin, hielten noch ein bisschen Smalltalk und bezahlten den Rest unserer Rechnung. 1500 Peso kostete das Zimmer pro Nacht, das war in Ordnung.
Die Reise ging zurück nach San Antonio und von dort aus mit dem Bus weiter Richtung Norden. Nach ca. 40km erreichten wir Botolan, unser Ziel für diesen Tag. Hier gibt es eine Wildlife-Farm, die wir uns ansehen wollten. Da wir noch keine Übernachtungsmöglichkeit für diese Nacht hatten, wollten wir auch gleich dort ein Zimmer nehmen.

Die Farm, ähnlich einem Zoo, macht einen guten und gepflegten Eindruck. Die Anlagen sind sehr sauber und gut in Schuss. Der Laden, so erzählte es Kevin, gehört einem Schweizer. Wir haben uns auf dem grossen Gelände ungesehen und fanden das ganz nett hier. Neben dem Tiger Ramses (Ja, ein echter Tiger) gibts hier noch Strauße, Schweine, Affen, Schildkröten, Ziegen, Schafe und vielerlei Vögel. Unser Zimmer überzeugte uns allerdings weniger. Hier war wohl länger kein Übernachtungsgast mehr, alles war ein bisschen vermufft. Nicht dreckig, aber muffig. Beim Abendessen haben wir auch den Besitzer kennengelernt, ein netter Harley-Fanatiker mit einem grossen Herz. Die Tiere hier sind wohl alle gerettet von irgendwo (laut Reiseführer) und er teilfinanziert ein Dorf in der Nähe des vor wenigen Jahren ausgebrochenen Vulkans in der Gegend (laut ihm). Er erzählte noch ein paar Motorradgeschichten und wir plaudertem ungezwungen mit ihm, das war ganz angenehm. Danach sind wir wieder hoch ins Zimmer.

Ich jedenfalls liege jetzt hier auf dem Bett und an Schlaf ist nicht zu denken. Vorhin gabs schon ein vierstündiges Nickerchen, das hat meine Schläfrigkeit leider genommen. Die Kakerlake eben hat mir dann den Rest gegeben. Ich bin da wohl doch noch etwas empfindlich.
Naja, in 5 Stunden geht ja die Sonne wieder auf…

Weiter Beitrag

Zurück Beitrag

© 2024 dorfkartoffel.com

Thema von Anders Norén